Die Meinung eines Gastes…

Heute erhielt ich eine e-mail eines langjährigen Gastes, der unser Dorf schon seit vielen Jahren regelmäßig besucht und somit seine Entwicklung mitverfolgen konnte. Er ist das, was wir als “Stammgast” bezeichnen. Etwas, was die Marketing-Magier von heute nicht mehr kennen, denn Stammgäste sind nicht für den schnellen Euro und maßgeschneiderte Kampagnen zu haben. Stammgäste sind jene Gäste, von denen vornehmlich die kleinen Vermieter, die Privatvermieter leben – auch wieder so eine Gruppe, von denen die Marketing-Magier nichts wissen wollen, weil sie einfach nicht mehr in ihr Konzept passen.

In diesem Sinne sehe ich diese externe Meinung als bezeichnendes Stimmungsbild und gebe sie mit Einwilligung des Erstellers wieder:


Guten Tag Herr Steger,

Seit 1992 machen wir aus Deutschland kommend regelmäßig Urlaub im Winter und auch oft im Sommer in Ehrwald und Biberwier. Die langfristig negative Entwicklung im touristischen Bereich ist uns nicht verborgen geblieben.
Wenn ich meinen Kindern (14 und 10 Jahre alt) beim Besuch des Skigebietes Ehrwalder Alm erkläre, welche Pisten es 1992 gab, wie viel wertvolle Natur seither zerstört wurde (besonders sichtbar im Gaistal), dann staunen beide nur noch. Ihre Bilder von den diesjährigen “Umbauten” sprechen Bände. Aber der Schnee wird zunächst alles zudecken. Und kein Winterbesucher sieht das Elend darunter. Damals hat noch die Hälfte der Parkflächen an der Talstation ausgereicht und wir haben keine “Pistenautobahnen” vermisst. Einzig die Errichtung des Tiroler Hauses mit vernünftigen sanitären Anlagen, Schließfächern und dem kostenlos nutzbaren Aufenthaltsraum findet unsere Zustimmung. Ansonsten geht es nur noch um mehr Euro.
Auch die Gespräche mit unseren herzlichen Vermieterinnen zeigen, dass auch die Einheimischen der Entwicklung kritisch gegenüber stehen. Ich denke nur an die unselige Erhöhung der Aufenthaltsabgabe, bei der die kleinen Privatvermieter von der Hotellobby überstimmt wurden.
Einen Aufenthalt über Weihnachten / Silvester in der Zugspitzarena buchen wir schon lange nicht mehr. Das ist nur noch Massentourismus, Chaos und Stress, aber keine Erholung mehr.
Wir haben das Glück, Ende Januar oder Anfang Februar eine Woche Ferien zu bekommen.
Da ist der Andrang noch zu akzeptieren.
Noch immer fahren täglich hunderte Autos durch Ehrwald, um zur Talstation der Almbahn zu gelangen. Für Einwohner und Touristen eine echte Zumutung. Wir nehmen, so oft es geht, den Bus. Da hilft wohl auch keine Parkraumbewirtschaftung.
Und richtig – jedes Hallenbad ist ein Zuschussgeschäft. Bei uns in der Stadt wäre das … ohne Sponsoring der Stadtwerke weder gebaut noch würde es betrieben werden können.
Aber das Bad in Ehrwald war das einzige für alle Orte im Talkessel, hatte für die Familie moderate Preise und war auch im Sommer an einem Regentag ein Segen im Familienurlaub.
Danach noch beim Mooswirt (mit der alten Besatzung eingekehrt) und alles war gut.
Einmal hatten wir es im Hotel Edelweiß in Lermoos versucht. Da wurden wir als Hotelfremde wie Besucher zweiter Klasse behandelt. Nicht noch einmal.
Zu den geplanten Windanlagen fällt mir nur noch der Begriff “touristischer Selbstmord” ein.
Das ist das Letzte, was die wundervolle Zugspitzlandschaft braucht.
Wir wünschen Ihnen, nicht nur im Kampf gegen diese Windmühlenflügel, viel Kraft und Durchsetzungsvermögen im Interesse aller Einheimischen und auch der Menschen, die diesen wundervollen Flecken Erde besuchen möchten.
Vielleicht haben Sie Gelegenheit, unsere Zeilen auf einer Gemeinderatssitzung vorzutragen.
Dazu haben Sie unser ausdrückliches Einverständnis.

Freundliche Grüße aus … Deutschland

hat mir nicht gefallenhabe mir mehr erwartetwar recht gut und interessanthat mir sehr gut gefallensuper Beitrag! (27 Bewertungen, Durchschnitt: 3,04 von 5)
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