Etikettenschwindel…

“Klimaneutrales Ökogas” – was soll das denn bitte sein? Noch dazu zum Verheizen in konventionellen Gaskesseln, wie sie heute für die gerade in Ehrwald angelaufene Erdgasanbindung eingebaut werden (wohlgemerkt seit 1. Sept. 2020 ist Erdgas aus der Wohnbauförderung für Neubauten rausgeflogen, ein endgültiges Aus wie beim Öl steht bevor).

Wenn man sich die Werbeanzeige in der Gemeindeinfo 2/2020 durchliest, findet man keine wirkliche Erklärung worin der Unterschied zwischen klimaschädlichem Erdgas und “klimaneutralem Ökogas” besteht. Den gibt es auch gar nicht, denn beides ist ein und dasselbe (Erd)Gas. Nur mit dem Unterschied, dass “Ökogas” mit einem Marketinggag “klimaneutralisiert” wurde.

Bei Strom funktioniert der Klima-Mix mit Wind, Wasser und Sonne wirklich. Hier wird das Ergebnis (= Strom) tatsächlich in Summe klimaneutraler, je mehr man davon hinzu mixt und damit die kalorischen Energieträger zurückdrängt. Streng genommen wäre Atomkraft die klimaneutralste Energieform, doch die hat ganz andere Probleme.

Das Kaufen von CO2-Zertifikaten ist nur eine Augenauswischerei. Noch dazu, wenn dies kostengünstig in Schwellen- und Entwicklungsländern erfolgt (wann haben reiche energiehungrige Industrienationen diese nicht ausgebeutet?). Warum wird dieses Geld nicht bei uns zweckgebunden investiert? Nein, wer Öl, Gas oder Kohle verheizt, der muss sich im Klaren sein, dass dies nicht “klimaneutral” funktionieren kann. Vielleicht noch mit sogenanntem “Biogas”, doch dafür haben wir in Österreich und schon gar nicht in Tirol die nötigen Kapazitäten an Rohstoff und Produktionsmöglichkeiten. Das funktioniert nicht einmal mit Hinzumischen der zur Verfügung stehenden homöopathischen Mengen.

Man hört auch das Argument, dass die Gasversorgung irgendwann einmal auf Wasserstoff(beimischung) umgestellt werden soll/kann. Wer so etwas behauptet, lügt wie der bekannte Baron von Münchhausen. Die verlegten Leitungen sind aus Kunststoff und der ist weder thermisch noch hinsichtlich der Dichtheit für Wasserstoff geeignet. Bei Plansee wird viel mit Wasserstoff gearbeitet, seit Jahrzehnten, und wer hat dort schon einmal “Kunststoffleitungen” gesehen? Und so ganz nebenbei: der verlegte Kunststoff wurde auch aus Erdöl gemacht.

Bis wir mit echten Alternativen die ursprünglich für 2030 angestrebte (und auf 2050 verschobene) Energieautarkie auch in Ehrwald erreichen, müssen wir die bestehenden Energieformen sinnvoll und mit Bedacht weiter einsetzen. Mit neuen Konzepten (wie wir sie präsentieren werden), sollte dieses Ziel schon früher erreichbar sein – in mehreren wohlüberlegten und geplanten Schritten.

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23.12.2020: heute gab es dazu einen interessanten Artikel auf der ORF-Homepage, dort heißt es “Grünes Gas”

Anmerkung am Rande: die Hauptmenge an Wasserstoff wird dzt. nicht über Strom, sondern aus Erdgas gewonnen. Auch der Weg über Strom läuft vielfach über Öl, Gas, Kohle und auch Kernenergie. Somit ist auch Wasserstoff nicht ganz so “klimaneutral”, wie er immer wieder bezeichnet wird. Aus Wasserstoff dann wieder Methan zu machen ist sowohl wirtschaftlich, energietechnisch als auch ökologisch absoluter Unsinn.

Man muss bei allen Energieformen die komplette Kette und nicht nur das Ende betrachten. Dies gilt ganz besonders für Solarzellen (PV). Dazu werde ich später mehr schreiben…