…lautet ein altes Sprichwort, wenn man mit einer Situation konfrontiert wird, die einen an seine Grenzen führen könnte. Es gilt allerdings auch, wenn man etwas einfach nicht wahrhaben will oder sich nicht traut der eigenen politischen Führung die Stirn zu bieten, um die eigene Bevölkerung vor einer potenziellen Existenzbedrohung zu schützen.
In der letzten GR-Sitzung betonte die Gemeindeführung erneut, dass sie, ebenso wie die der beiden Nachbargemeinden, noch nie betreffend des Projektes Fernpassbahn von der Landesregierung kontaktiert wurde. Das Projekt sei nur ein Steckenpferd meinerseits, um mich wichtig zu machen. In diesem Tenor war man nicht einmal bereit, meinem Antrag zu folgen: Grundlegende Informationen einzuholen und ein paar Fragen an die verantwortlichen Stellen in Innsbruck zur Klärung zu richten. Man wolle lieber warten, bis die hohe Politik sich wieder Vor-Ort blicken lässt und dann Fragen stellen. Ich bin gespannt, ob sich die Besucher die Zeit nehmen solche Fragen zu beantworten, selbst wenn sich die Lokalpolitik überhaupt traut diese zu stellen.
Wenn man bis zu den Schultern im Hintern der Partei steckt, kann man schnell den Überblick verlieren – ebenso wie den Kontakt zur betroffenen Bevölkerung. Dann kann man weder die Aussagen der Projektbetreiber (die auch in der eigenen Partei sitzen) hören, noch die diesbezüglichen Publikationen (wie zuletzt am 23.04.2021 in der TT) sehen. Selbst etwas sagen will man auch nicht – wenn das Projekt wirklich schlagend wird, ist man schon längst nicht mehr in der Verantwortung. Sollen sich doch andere damit herumschlagen. Wieso sich selbst das Leben schwer machen?
Ich wäre froh, wenn es lediglich ein Hirngespinst wäre. Doch in dem oben angeführten Artikel wird BR Stefan Zaggl (SPÖ-Bezirksvorsitzender) zitiert: “Die Lösung liegt im Bau eines Bahntunnels zwischen dem Ehrwalder Becken und dem Inntal.” In der gleichen Ausgabe gibt es noch einen weiteren Artikel, der in diese Kerbe schlägt: “Pilotprojekt soll Bahn über den Brenner Beine machen“. Hier wird auf die Bestrebungen der EU eingegangen, die Achse München-Verona zu einem Pilotprojekt zu machen, um zu beweisen, dass die Schiene der Straße zumindest ebenbürtig ist. Betrieben wird diese Studie von der Europaparlamentarierin Barbara Thaler (ÖVP) mit einem Budget von 1,4 Mio. Euro.
Der Begriff “Achse München-Verona” dürfte einigen älteren Einheimischen noch bekannt sein. Es war in den frühen 1970’ern, als die drei Bürgermeister im Talkessel überrascht zur Kenntnis nehmen mussten, dass es Planungen für ein Autobahnprojekt mit diesem Namen gab. Sie erfuhren erst davon, als ein Bautrupp mit Aufschüttungsmaßnahmen am Rand des Ehrwalder Mooses begann – genau dort, wo sich jetzt der Lermooser Fussballplatz befindet. Dieser – und der artesische Brunnen 200 Meter weiter – sind die letzten Überbleibsel eines Projektes, welches uns eine Autobahn quer durch das Moos beschert hätte. Es beweist auch, dass das Nichtwissen der betroffenen Gemeindeführungen keine Garantie dafür ist, dass es kein Projekt gibt.
Die Route (Variante 7) über Rosenheim und entlang des Inntals ist nicht nur länger, sondern führt durch wesentlich dichter besiedelte Gebiete, womit dort mit deutlich mehr Gegenwehr seitens der betroffenen Bevölkerung zu rechnen ist. Zudem wäre der Bayrischen Regierung ein Bahnausbau von München nach Garmisch wesentlich sympathischer. Ein Anschluss an den Brenner Basis Tunnel würde damit das Füllhorn der EU-Förderungen öffnen.
Eine Fülle von Argumenten, welche für dieses Projekt sprechen. Jede neu geschaffene Verkehrsroute geht zulasten der betroffenen lokalen Bevölkerung, die ihren Beitrag für eine größere, überregionale Lösung zu leisten hat. Bevor der erste Zug fährt, wird über diese betroffene Minderheit “drübergefahren”. Unsere einzige Chance ist, sich rechtzeitig und aktiv zu Wort zu melden und dafür zu sorgen, dass es zu einer Lösung kommt, welche die Auswirkungen minimiert und das Mitspracherecht nachhaltig einzufordern. Den Kopf im Sand oder Hintern der Partei zu belassen, ist sicher keine Lösung!
25.04.2021: Wie zu erwarten formiert sich Widerstand auf der Streckenvariante 7 in Deutschland – eine Lärmwelle und Unterlassungsklagen.
25.04.2021: Die Projektbetreiber denken in größeren Dimensionen – da ist Ehrwald nur ein Krümel auf der Landkarte.
27.04.2021: Die Gemeindeführung hat kein Interesse an der Studie und kennt sie nicht einmal – ich habe sie heute bekommen und stelle sie hier zur Verfügung. Wer immer daran interessiert ist, kann die Fakten nachlesen – aus einem offiziellen Dokument, für welches das Land Tirol viel Geld bezahlt hat.
12.05.2021: Ein Artikel in der Rundschau bestätigt, dass die Gemeindeführung nur zusehen will – wozu sich einsetzen, es wird sie nicht mehr treffen. Eine Verlegung des Tunnels in ein anderes Gemeindegebiet löst das Problem nicht, verlagert es nur nach dem Floriani-Prinzip – finden wir nicht fair.