Der komplette Bericht

In meinem letzten Beitrag habe ich mich darüber beschwert, dass die Gemeindeführung eine “Vogelstraußpolitik” verfolgt und nicht bereit ist, sich mit dem Thema Fernpassbahn auseinanderzusetzen, geschweige denn sich die dafür notwendigen Unterlagen zu besorgen.

Ich habe diese nun erhalten und stelle sie hier im Original und vollem Umfang zur Verfügung. Wer glaubt, dass dies eine von mir manipulierte Version ist, kann sich auch an die offiziellen Quellen im Portal Tirol halten. Schon allein der Umfang dieser Studie zeigt, dass dafür viel Geld ausgegeben wurde – in einer Zeit, als Geld noch knapp war und unser Finanzminister an ein Nulldefizit glaubte. Die Studie wurde 2017 in Auftrag gegeben und im Dezember 2018 fertiggestellt. Im März 2019 erfolgte die Besprechung im Landtag. Seither gibt es immer wieder Wortmeldungen der unterschiedlichsten Politiker, vom Landeshauptmann abwärts, die eine zügige Umsetzung dieses Projektes in Aussicht stellen. So auch im Verkehrsbericht 2019 des Landes Tirol auf Seite 28.

Ich möchte hier nur einige Punkte aus den 192 Seiten herausgreifen – sie sprechen für sich:

  • Auf Seite 58 steht: “…Im Nordportalbereich des Tunnels sind 3 Gebäude und 3 Nebengebäude abzulösen und abzutragen. Bei 2 weiteren Gebäuden ist in den weiteren Projektphasen ein allfälliger Weiterbestand zu prüfen…”. Es handelt sich offensichtlich um den Bereich Hauptstraße 61 bis 69a.
  • Auf Seite 74 steht: “…Im Bereich des Ehrwalder Beckens verlaufen alle Varianten ident und somit für eine Variantenentscheidung nicht relevant…”. Somit sind wir maximal ein Nebenschauplatz und damit das Opfer einer Kompromisslösung für eine Verkehrslösung, von der wesentlich dichter besiedelte Gebiete stark profitieren.
  • Auf Seite 75 steht: “…Die Varianten Silz und Silz-Imsterau bieten einen direkteren Weg von Innsbruck nach Ehrwald, als die derzeitigen Straßenverbindung über die B179 und B189…” und auf Seite 77 geht es weiter “…Mit den Trassenvarianten Silz-Imsterau und Imsterau kann Nassereith an das Bahnnetz angeschlossen werden…”. Die Reisezeit von Innsbruck (Hbf) nach Reutte wird mit 1:14 Stunden angegeben, was mit dem Auto nicht zu schaffen ist.
  • Auf Seite 78 wird festgestellt: “…Nördlich des Mieminger Gebirges (Immenquelle) kann die Wassernutzung von Ehrwald durch Absenkung des Bergwasserspiegels betroffen sein…”. Es geht also (wieder) um unser Trinkwasser.

Ich kann nicht sagen, wann die Bevölkerung von diesen Plänen offiziell informiert werden soll, doch allein die Tatsache, dass es diese Pläne gibt, stimmt mich bedenklich. In Zeiten einer Bundesregierung, in welcher der Nationalratspräsident laut über die Abschaffung der Wahrheitspflicht in U-Ausschüssen nachdenkt und der Bundeskanzler die Einhaltung der Verfassung als entbehrlich einstuft ( zB: “…wenn der VFGH entscheidet, dass unsere Maßnahmen nicht verfassungskonform waren, werden sie schon nicht mehr in Kraft sein…”, 14. April 2020) wird mir angst und bang. Der Umgang dieser Partei mit der Wahrheit und Rechtsstaatlichkeit lässt nichts Gutes erhoffen. Mehrfach wurde bereits über Bürgerinteressen einfach “drübergefahren” – wen interessiert da schon ein kleines Dorf namens “Ehrwald”? Wo liegt das überhaupt?

Alles nur Hirngespinnste? Ich wäre wirklich froh, wenn es so wäre, dann könnte auch ich mich einfach zurücklehnen und die aktuelle Ruhe und das schöne Wetter genießen. “Augen zu und Kopf in den Sand” ist nicht mein Stil. Ich fühle mich der lokalen Bevölkerung, unserer Natur und den Gesetzen verpflichtet und habe mich keinen “höheren” Parteizielen unterzuordnen.

Sehr wahrscheinlich werden auch die Mitglieder des aktuellen Gemeinderates irgendwann erkennen müssen, dass diese Pläne real sind. Dann werden sie sich selbst den Vorwurf machen müssen, dass sie nichts, aber auch gar nichts dagegen getan haben! Es wäre nicht das erste Mal und ich befürchte, es wird in den verbliebenen Monaten noch zu weiteren Fehl- bzw. Nicht-Entscheidungen kommen – Wir bleiben dran!

hat mir nicht gefallenhabe mir mehr erwartetwar recht gut und interessanthat mir sehr gut gefallensuper Beitrag! (5 Bewertungen, Durchschnitt: 5,00 von 5)
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04.05.2021: der Gemeinderat bekommt heute von mir noch einen kurzen Auszug aus dem Bericht – wer weiß, vielleicht wacht der eine oder andere auf. Zumindest kann keiner mehr sagen, er hätte nichts davon gewusst. GR zu sein bedeutet auch sich für die Interessen und Anliegen der Gemeindebürger aktiv einzusetzen und nicht nur bei den Sitzung die Pfote zu heben.

12.05.2021: Ein Artikel in der Rundschau bestätigt, dass die Gemeindeführung nur zusehen will – wozu sich einsetzen, es wird sie nicht mehr treffen. Eine Verlegung des Tunnels in ein anderes Gemeindegebiet löst das Problem nicht, verlagert es nur nach dem Floriani-Prinzip – finden wir nicht fair.