Kür und Pflicht…

Nach Aussage von Bgm Köck gehören Hallenbäder laut Land Tirol zur Kür und nicht zur Pflicht einer Gemeinde, woraus sich das fehlende Interesse der Landespolitik am Erhalt unseres Hallenbades ergibt. Somit ist die Gemeindeführung eine Getriebene ihrer Parteikollegen. Doch die Bevölkerung hat ein Machtwort gesprochen und in unserer Bundesverfassung heißt es im Artikel 1 – zweiter Satz:

Die Macht geht vom Volk aus

Das Ergebnis der beiden Unterschriftenaktionen liegt vor und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, die Sprache des Volkes:

Wenn man die beiden Aktionen zusammen betrachtet, haben sich über 2.000 Menschen aktiv zum Erhalt des Ehrwalder Hallenbades bekannt – mit ihrem Namen und ihrer Unterschrift. Das ist als mutiger Akt zu respektieren. Sie haben sich aus der Anonymität heraus gewagt. Viele andere, welche grundsätzlich derselben Meinung sind, hatten diesen Mut (noch) nicht. Vielfach wurde das damit begründet, dass sie Nachteile daraus befürchten. Manche sprachen gar von potenziellen Unannehmlichkeiten oder gar Repressionen, welche ihnen gegenüber angedeutet wurden. Dies gilt umso mehr für jene, welche sich auf die Straße gewagt haben, um dort ihrer Meinung zu vertreten.

Anmerkung: Um auch das noch einmal klar und deutlich zu sagen: Ich unterstelle hier keinesfalls, dass Mitarbeiter der Gemeinde Ehrwald diesbezügliche konkrete Aussagen gemacht hätten. Das steht mir nicht zu und dafür fehlt auch jede stichhaltige Grundlage.

Ich persönlich hatte den Eindruck, dass gestern die Botschaft bei den Adressaten sehr wohl angekommen ist: Mein Auftreten in dunklem Anzug, weißem Hemd, schwarzer Brille samt Geldkoffer führte zu kurzen Irritationen, ganz im Sinne: Was kommt da auf uns zu? Die Nervosität stieg, als ich im TOP 5 den Koffer öffnete und den Stapel mit den Unterschriftenlisten auf den Tisch legte und etwas später die Zahlen präsentierte – samt einem Schreiben an den Bürgermeister und die Gemeinderäte. Die Abweichung in den Zahlen ergibt sich aus der Tatsache, dass mir während der GR-Sitzung noch letzte Listen nachgereicht wurden – nochmals Danke! Weitere Listen nehme ich gerne noch entgegen.

In der teils hitzigen Diskussion waren die Fronten schnell abgesteckt und das in diversen Medien prognostizierte Ergebnis (“Ausgeplanscht…”) vorgegeben: 11 Stimmen für die endgültige Schließung des Hallenbades – 4 Stimmen dagegen, womit das Ende besiegelt gewesen wäre. Unsere Aufgabe war es somit, dies zu verhindern und einen Ausweg, einen Kompromiss zu finden, dem allen Beteiligten ohne Gesichtsverlust zustimmen können. Dafür wurden insbesondere von den 4 aktiven Gegenstimmen im Hintergrund diverse Fäden gezogen und Rutschen gelegt. Wie ich meine – am Ende mit Erfolg.

Es muss ein neues Gremium bestehend aus je drei Vertretern der Gemeinde Ehrwald und der Tiroler Zugspitzarena sowie dem Geschäftsführer der Freizeitbetriebe Tiroler Zugspitze gebildet werden. Dieses Gremium muss ein neues Betriebskonzept (z.B. Badeteich, Indoor- Kinderspielplatz, Schwimmmöglichkeit für Kinder, schulische Tagesbetreuung, Seniorentreffpunkt, Vereinsräumlichkeiten etc.) gemäß den verfügbaren Mittel von 6 -7 Mio. bis spätestens Ende 2023 erstellen. Der Erhalt des Bades ist zu favorisieren und von dieser Expertenrunde genauestens zu prüfen. Als Projektbegleiter wird BM Herr Marco Holzer, Fa. Planwerker Holzerber GmbH, bestellt. Das Hallenbad bleibt vorerst geschlossen.

So lautet der formelle Beschluss im Gemeinderatsprotokoll, der am Ende mit zwei Gegenstimmen angenommen wurde. Im Klartext bedeutet dies nun:

NEIN – das Hallenbad sperrt nicht nächste Woche wieder auf. Das war wohl allen bekannt (insb. weil notwendige Sanierungen und Revisionsarbeiten zu erledigen sind). Es wird, realistisch betrachtet, wohl auch im Sommer 2023 noch nicht aufsperren.

JA – es besteht jetzt ein klarer Auftrag, für die Erhaltung des Bades zu arbeiten. Das bereits in der Gesellschafterversammlung vom 7. März beschlossene 6-köpfige Gremium wurde besetzt: VzBgm Gerd Köpfle, VzBgm Robert Wilhelm und Peter Steger werden hierbei die Gemeinde vertreten. Damit haben wir den sprichwörtlichen Fuß in der Türe und können durch aktive Arbeit die notwendigen Grundlagen für eine fundierte Entscheidung schaffen. Damit haben wir auch die Chance und auch die Verantwortung übernommen, uns weiter mit aller Kraft für die Erhaltung des Bades einzusetzen. Wie für uns üblich werde ich dabei:

  • über den Fortgang diese Arbeiten auf dieser WebSite berichten. Ich ersuche jedoch um Verständnis, dass diese Arbeiten teilweise vertraulich zu behandeln sind und ich nicht alles berichten darf und werde.
  • immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung haben. In diesem Sinne habe ich eine eigene e-mail Adresse eingerichtet. Auf diese könnt Ihr uns Eure Vorschläge, Lösungen, Ideen und Wünsche schicken. Ich werde diese dann in unsere Arbeit einfließen lassen. Oft genug liefern für sich allein betrachtet banale Ideen, im Verbund mit anderen den Schlüssel zum Erfolg. Wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen (und wenn, hat er es nicht überlebt):

hallenbad@zukunft-ehrwald.at

Wie oben bereits ausgeführt, erfordert es bei uns leider großen Mut auf einer Liste zu unterschreiben, welche bei einem bestimmten Teil der Bevölkerung als Bedrohung ihrer eigenen Interessen aufgefasst wird. Diese latente Angst ist das Ergebnis von andauernden Spaltungsversuchen jener, die sich für etwas Besseres halten und nicht akzeptieren wollen, dass es um das Gemeinwohl unserer Gemeinde geht. Doch wie lautet der Artikel 1 (2. Satz) unserer Bundesverfassung? “Die Macht geht vom Volk aus” – und das Volk hat immer recht.

Ihnen allen möchte ich versichern, dass mit den Unterschriftenlisten sehr sorgsam umgegangen wird. Ich gebe diese nur aus der Hand, wenn mir Bgm Köck eine Verpflichtungserklärung unterschreibt, dass er diese gemäß den Whistleblower-Richtlinien vertraulich behandelt und sicherstellt, dass keinem der Unterzeichneten irgendwelche negative Folgen daraus erwachsen. Noch leben wir in einem Rechtsstaat, der seine Bevölkerung zu schützen verpflichtet ist, auch wenn einige versuchen, dies mit aller Gewalt zu untergraben.

Ich bin stolz darauf ein Teil jener Gruppe zu sein, die sich aktiv zur Wehr setzt und FÜR das Gemeinwohl des Dorfes kämpft. Ich bin stolz auf all jene, die hier zusammen geholfen haben, um das zu erreichen, was wir gestern demonstriert haben.

Ganz besonders stolz bin ich auf die Kinder, die sich in einer spontanen Aktion mit selbst gemalten Handplakaten vor die Gemeinderäte gestellt haben, um ihren Wünschen Ausdruck zu verleihen.

Ich bedanke mich bei allen, die uns geholfen haben, die das alles möglich gemacht haben – alleine hätte ich das nie geschafft. Das ist gelebte Dorfgemeinschaft, gelebte Demokratie.