Seit der Jahrtausendwende sprießen die Gewerbegebiete wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden. 2013 war es dann auch für Ehrwald soweit – der “Gewerbepark Schanz” nahm Formen an. Ursprünglich als 3-Gemeinden-Projekt gedacht, zog es Ehrwald schließlich alleine durch. Lermoos und Biberwier hatten sich ob der Komplexität der Eigentumsstrukturen und der Aufteilung der Erschließungskosten wieder davon zurückgezogen.
In der 4. GR-Sitzung vom 14.06.2022 wurde die Frage von GR Gerhard Bader aus der 3. GR-Sitzung wie folgt beantwortet: “…Die Erschließungskosten für das Gewerbegebiet belaufen sich auf insgesamt 2,996 Mio €. Die Erlöse bis dato auf 1,793 Mio €. Somit ergibt sich eine Differenz von -1,203 Mio €…”
Das betretene Schweigen in der Runde der Gemeinderäte/-innen zeigte, dass niemand wirklich mit so einem Ergebnis gerechnet hatte. Grundsätzlich gelten Gewerbegebiete als eine Art “Goldesel” für die Gemeinden, mit dem sich so manch eine sanieren konnte. Durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben sollten die Aufschließungskosten durch die zu leistenden Erschließungsbeiträge und die Grundkosten wieder hereingespielt sein und in der Folge die laufenden Kommunalabgaben eine lukrative Einnahmequelle für die Gemeinde darstellen. Ein Ablauf, bei dem man nicht viel falsch machen kann, schon gar nicht, wenn es sich bei den Grundflächen um Gemeinde- bzw. Agrareigentum handelt. Zumindest gilt das für den Rest von Österreich, aber offensichtlich gehen die Uhren in Ehrwald etwas anders – wie uns auch andere Projekte immer wieder beweisen.
Meine Nachfrage, wie hoch die laufenden Kommunaleinnahmen sind und ob diese einen solchen Verlust in absehbarer Zeit kompensieren können, konnte nicht beantwortet werden. Man war sich jedoch einig, dass dies lange, sehr lange dauern würde. Details werden in der nächsten GR-Sitzung vorgelegt und mit Spannung erwartet. Interessant wäre hier auch das Verhältnis zwischen Kaufpreis und effektiven Kommunalabgaben – jeweils pro Quadratmeter berechnet, um einen fairen Vergleich zu ermöglichen.
Wer wird für diesen Verlust – immerhin gut 40% des Gesamtinvestitionsvolumens – gerade stehen? Niemand – die Verantwortlichen haben sich rechtzeitig zurückgezogen und die Zeche zahlen die Gemeindebürger/-innen – wie auch bei den anderen Projekten. Doch das ist eine andere Geschichte…
Anmerkung: das Titelfoto stammt aus TIRIS (maps.tirol.gv.at)