Ehrwald ist am absteigenden Ast – das zeigt sich jedem der bereit ist, genauer hinzusehen und zu beobachten, wie sich unsere Heimatgemeinde entwickelt hat. Wer seine Nase kaum aus dem Gemeindegebiet herausstreckt, wird sich schwertun, das zu erkennen. Doch alle, die bereits länger weg waren oder öfters wegfahren müssen (nicht auf Urlaub, sondern beruflich oder zur Ausbildung), haben Vergleiche – und diese machen es deutlich.
Besonders eklatant zeigt sich das im Unterdorf – das wirtschaftlich praktisch tot ist. Früher gab es einmal zwei Lebensmittelgeschäfte, ein Elektrogeschäft, ein Hauswarengeschäft, eine Drogerie, eine Bankstelle, acht öffentliche Restaurants, drei Bäcker, ein Metzger und anderes mehr – geblieben ist davon so gut wie gar nichts. Auch im Oberdorf ist dieser Schwund an Geschäftsbetrieben immer deutlicher zu bemerken und die nächsten Schließungen sind bereits angekündigt.
Darüber hinaus zeigen sich immer mehr Probleme infolge nicht erfüllter Hausaufgaben aus den vergangenen Jahren – ein Tsunami an aufgestauten Wartungs-, Sanierungs- und Reparaturarbeiten.
Beide Probleme spiegeln sich in der finanziellen Situation unserer Gemeinde wider – zu wenige Einnahmen und zu viele Ausgaben gepaart mit einem an den Tag gelegten Gigantismus und überzogene Marketing-/Modetrends samt zugehöriger Unterwerfung dem allmächtigen Tourismus. Felix Mitterer hat die Zusammenhänge und Folgen in seiner Piefke-Saga bereits vor 30 Jahren deutlich aufgezeigt. Doch die Moral aus dieser Geschichte konnten oder wollten wir nicht erkennen, denn inzwischen hat die Realität Mitterer’s Darstellungen überholt.
Am Dienstag, auf einer internen GR-Arbeitssitzung, stellte unser Bürgermeister im Zusammenhang mit anstehenden Investitionen fest: “… es gibt auch noch andere Finanzierungsmöglichkeiten… wenn ich eine Million brauche, haben wir genug Gründe…”
Als gelernter Banker, sollte er wissen: Wenn man an die letzten Reserven geht, das sprichwörtliche Familiensilber verkauft, dann führt das in aller Regel zu einem schnellen Bankrott. Aus seiner beruflichen Erfahrung sollte er kennen, welche Wege und Möglichkeiten zielführend sind, um einen maroden Betrieb wieder auf die Beine zu bekommen. Nichts anderes ist unsere Gemeinde und für genau diese Sanierungsaufgabe hat sich u.a. M. Köck am 27. Feber letzten Jahres als Bürgermeister beworben. Jetzt hat er den Job und darf beweisen, was er kann.
Erste gute Ansätze waren bereits erkennbar. Insbesondere die GR-Klausur deutete in die richtige Richtung. Bei allem Verständnis und Kooperationsbereitschaft möchte ich doch ganz klar festhalten:
Finger weg vom Familiensilber,
kein Verkauf von Grund und Boden
zur schnellen Finanzierung!
Wir alle wurden für die Aufgaben, um welche wir uns vor einem Jahr beworben haben, gewählt. Wir alle haben damit Verantwortung für unsere Gemeinde und ihre Bevölkerung übernommen. Es muss uns klar sein, dass wir das Gemeindevermögen nur zur Verwaltung übernommen haben, um es zu sichern und zu vermehren – nicht um es für kurzfristige Erfolgserlebnisse zu verscherbeln.
Es drängt sich die Frage auf, ob es treibende Kräfte im Hintergrund gibt, die genau das wollen und aktiv in diese Richtung arbeiten. Dieser Schlange müssen wir widerstehen und den glänzenden Apfel ablehnen – auch wenn er noch so verlockend und süß erscheint. Am Ende bleibt doch nur ein verfaulender Butzen und unser Paradies geht verloren.