E-Ladestationen

Begleitet von sehr emotional geführten Diskussionen erleben wir gerade einen massiven Umbruch im Bereich der Mobilität. Wie so oft stehen sich Fortschritt mit neuen Technologien und Angst und Furcht vor seinen potenziellen Auswirkungen gegenüber. Während es den einen gar nicht schnell genug gehen kann, wollen die anderen das Altbekannte und Bewährte möglichst lange beibehalten. Auf beiden Seiten werden dabei leider oft genug haarsträubende Argumente ins Feld geführt, Fakten verdreht und ignoriert.

Bereits bei der Entwicklung der Eisenbahnen und ersten Motorkarren war der Aufschrei groß und die vorherrschende Meinung der Experten, dass der Mensch bei Geschwindigkeiten über 30 km/h schwere Gesundheitsschäden erleiden würde. Die Büchse der Pandora wurde trotzdem geöffnet und die Folgen waren ganz andere, als jene, über welche man debattiert hatte.

Der Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen und er wird uns noch viel abverlangen. Aktuell erleben wir einen außergewöhnlich milden Winter. Er führt uns deutlich vor Augen, dass wir uns umstellen müssen, wenn wir im wirtschaftlichen Sinne überleben wollen (siehe auch diesen ORF-Beitrag oder auch jenen). Wir müssen weg von fossilen Energieträgern und generell hin zu Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Weg von der Ausbeutung, hin zur Regeneration.

So ist es auch bei unserer geliebten/gehassten Mobilität. Diese erfordert Energie, viel Energie, viel zu viel Energie und bietet somit auch ein enormes Einsparungspotential. Die Physik und ihre Naturgesetze lehren uns, dass Elektromotoren wesentlich effizienter arbeiten als Verbrenner. Aus eigener Erfahrung kann ich belegen, dass mein E-Auto umgerechnet mit 1/3 des Energieeinsatzes fährt, im Vergleich zu meinem vorigen Diesel-Tiguan. Hinzu kommt, dass der Strom nicht in Tanklastwagen über die Straßen transportiert werden muss, was in den Energiebilanzen oft vernachlässigt wird.

Dem Vorwurf, dass wir gar nicht soviel Strom erzeugen könnten, halte ich entgegen: Wenn all der Treibstoff (Benzin und Diesel), den wir einsparen, in Kraftwerken verbrannt und damit Strom erzeugt würde, käme weitaus mehr Strom dabei heraus, als wir für den Umstieg auf E-Mobilität benötigen. Darüber hinaus könnten wir solche Kraftwerke mit effizienten Luft- und CO₂-Filter ausstatten, was bei den Autos nicht möglich ist. Mit der wachsenden Nutzung von PV-Anlagen, deren steigenden Effizienz sowie anderen regenerativen Methoden steht uns ein großes Potenzial regenerativer Stromerzeugung zur Verfügung. Am Strom selbst wird es so wohl nicht mangeln.

Woran es derzeit noch hapert, ist die Ladeinfrastruktur. Auch wenn diese bereits gut ausgebaut ist, gibt es immer wieder Lücken. Doch diese sind den Fahrzeugen bekannt und deren Navigationssysteme leiten einen zuverlässig weiter – man muss ihnen nur folgen, und sein Gehirn einschalten. Auch hier gelten neue Rahmenbedingungen und die Ladestationen sind nicht mit den traditionellen Tankstellen vergleichbar. Bei letzteren ist man auf eine gute LKW-Zufahrt für die Anlieferung per Tanklastwagen angewiesen, bei ersterem ist es die Verfügbarkeit einer entsprechenden Stromanbindung – idealerweise gleich mit Unterstützung von eigenen PV-Anlagen. Optimal bieten sich hier große Parkflächen in Industriegebieten, bei Einkaufszentren oder Autobahnparkplätze an.

Auch aus diesem Grund tauchten bei uns in Ehrwald Pläne auf, Ladestationen im Bereich Kletterhalle/Hallenbad zu errichten. Diese sind grundsätzlich zu begrüßen, gerade in zentraler Lage. Allerdings ist die Gemeindeführung aufgefordert, hier mit einem klaren Konzept vorzugehen und damit Wildwuchs und gegenseitige Blockaden zu unterbinden. Insbesondere braucht es ausreichend Platzreserven und die Möglichkeit einer alternativen lokalen Einspeisung (wer diesen Blog aufmerksam verfolgt, weiß, worauf ich anspiele). Damit könnte auch die Gemeinde von diesem Kuchen mitnaschen und einen deutlichen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit vorzeigen.

Nur der Vollständigkeit wegen: Beim viel gelobten Wasserstoff, als Alternative zu den Verbrennern, sind ebenfalls einige Punkte zu bedenken: Zum einen ist die Energiedichte bei Wasserstoff unter Normalbedingungen sehr gering, er muss daher entweder verflüssigt (minus 253 °C) oder unter hohem Druck (700 bar) gelagert und transportiert (mit LKWs von der Herstellung zur Tankstelle und auch im eigenen PKW-Tank) werden. Zudem ist Wasserstoff extrem entzündlich und explosiv. Bei Unfällen sitzt man im wahrsten Sinne des Wortes auf einer Bombe. Wasserstoff kann mittels Elektrolyse aus reinem Wasser gewonnen werden – mit Strom, womit wir eine mehrfache Konvertierung samt Verlusten haben. Die Tatsache, dass Wasserstoff heute zu 99% aus fossilen Energieträgern gewonnen wird, beweist zudem, dass die Elektrolyse im großen Maßstab wirtschaftlich nicht besonders lukrativ ist.

Verlinkung nach
https://www.lebensart.at/mobilitaetsmythen-im-faktencheck

Die Entwicklung geht weiter und wir werden in 50 Jahren mit Sicherheit wieder ganz andere Mobilitätsthemen haben, als heute. Doch damit wir diese Zukunft erleben, müssen wir heute nachhaltig handeln und den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern umsetzen.

Nachhaltigkeit bedeutet, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken. In der Politik ist dieser die Länge der Wahlperioden. Nachhaltig handelt, wer alle zukünftigen Auswirkungen seiner Aktionen in die Planung mit einbezieht, auch wenn sie viele Jahre in der Zukunft liegen. Nachhaltig ist, wenn ein Politiker zum Vorteil und Wohl der Bevölkerung handelt, auch wenn er die Früchte nicht mehr selbst ernten wird können.

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Hinweis: Am 5.01.2023 erhielt ich von “Fritzi” ein anonymisiertes e-mail, welches sich auf Ladestation mitten im Ortskern bezog. Liebe(r/s) “Fritzi”, ich bin gerne zu Dialogen bereit, und unsere Liste steht interessierten Mitarbeiter/-innen jederzeit aufgeschlossen gegenüber. Allerdings machen wir dies nur im direkten Dialog mit bekanntem Gegenüber.