Wir leben in einer Tourismusgemeinde. Der Tourismus und die Einkünfte daraus sind unsere Lebensader. Das sind Fakten, welche nicht geleugnet werden können.
Doch wie bei allem im Leben hat jedes Ding zwei Seiten – des einen Freud, des anderen Leid. Für viele wird der Tourismus langsam aber sicher zu Qual und auch zu einer Bedrohung unserer Lebensgrundlage. Während die einen nicht genug Touristen in unseren Ort pumpen wollen, regt sich bei anderen die Überzeugung, dass es schon jetzt zu viel ist. Letzten Sommer waren über 10.000 Tagestouristen im Bereich Seebensee. Die Tourismusvertreter klopften sich stolz auf die Schultern und feierten es als große Leistung.
Auch ich war oben dabei und habe mit Touristen gesprochen. Ja, es hat ihnen sehr gut gefallen. Sie hatten es im Fernsehen gesehen und wollten es auch einmal live erleben. “Ob sie nächstes Jahr wiederkommen werden?“, fragte ich und die Antwort war oftmals sehr deutlich: “Nein, auf keinen Fall. Das ist uns viel zu überlaufen!“
Tagestouristen sind für die Wenigsten ein gutes Geschäft. Sie kommen, nutzen die Ressourcen unserer Umwelt und Natur und fahren dann wieder. Zurück bleibt vielfach Müll, Hundekot, zertrampelte Wiesen und anderes mehr. Die Konsumation hält sich in Grenzen, nicht zuletzt ob der langen Wartezeiten und der daraus resultierenden Selbstversorgermentalität der Tagesgäste. Dubrovnik, Venedig, Hallstatt und auch Bad Aussee können ein Lied davon singen und greifen bereits zu Gegenmaßnahmen wie Dosiersysteme, Zutrittsbeschränkungen und explodierende Preise (siehe auch hier und hier). Das Titelbild zeigt das Verhältnis der Touristenankünfte pro Einwohner (ohne Tagestouristen – im Fall von Hallstatt kommen hier noch einmal 13,4 hinzu). Es darf nicht unser Ziel sein, in dieser Statistik ganz vorne zu liegen!
Auch wir werden uns entscheiden müssen: Das schnelle, kurze Geschäft oder nachhaltiges und langfristiges. Unserer Meinung nach müssen wir langfristig und nachhaltig denken. Das bedeutet weg vom Tagestourismus, hin zu mehr Klasse und Gästen, die länger bleiben und wieder kommen. Gästen, welche unsere Natur und Umwelt genauso lieben wie wir. Die sie aus diesem Grund auch sorgsam behandeln und nicht nur “nutzen” und “verbrauchen”.
“Weniger ist mehr”, lautet ein altes Sprichwort. Weniger Touristen, die länger bleiben, lassen im Verhältnis deutlich mehr Geld bei uns. Sie bedeuten weniger Aufwand und wir sparen damit Ressourcen. Wir benötigen weniger externes Personal und sichern damit heimische Arbeitsplätze. Generell müssen wir uns verstärkt darum kümmern, dass lokale Arbeitsplätze auch an Einheimische vergeben werden. Der aktuelle Trend, sich um teures Geld externes Personal für Führungspositionen einzukaufen, führt nur dazu, dass junge hochqualifizierte Einheimische abwandern müssen.
Auch wenn der Wunsch vieler Gäste nach einem eigenen Heim bei uns groß ist, müssen wir ihnen klarmachen, dass es für alle Beteiligten und auch für sie besser ist, wenn sie als Gäste kommen, gehen und wiederkommen. Gemietete Appartements bieten fast denselben Komfort wie ein kleines Chalet, Häuschen oder eine Eigentumswohnung.
Der Erhalt unserer Natur, Umwelt und damit die Sicherung unserer Lebensgrundlage, geht nur über ein Umdenken in der Tourismuspolitik. Weg vom Massentourismus, hin zu mehr Lebensqualität für Gäste und Einheimische. Dafür treten wir ein, dafür wollen wir kämpfen. Wir wollen hier die Weichen stellen und unsere Gemeinde auf einen neuen Weg bringen. Dafür benötigen wir am 27. Feber 2022 Eure Unterstützung.