Der Verkehr ist eines der beherrschenden Themen in Tirol. Abseits von den stark belasteten Transitrouten, in denen die lokale Bevölkerung mehr und mehr den wirtschaftlichen Zwängen zum Opfer fällt, trifft es auch die Randregionen mit ihren Zulaufstrecken zu diesen Hauptadern des Tourismus. Unser Talkessel bleibt hiervon nicht verschont und muss sich gegen aktuelle und zukünftige Herausforderungen wappnen.
Tunnel in jeglicher Ausprägung werden von der Politik vielfach als Allheilmittel und Lösung propagiert. Ignoriert wird dabei allerdings, dass jeder Ausbau (egal ob Straße oder Schiene) den Verkehr nicht beruhigt, sondern nur noch mehr davon anzieht. Je leichter man von A nach B kommt, desto häufiger wird dies genutzt und desto weiter dürfen A und B auseinander liegen. Mal schnell über’s Wochenende an den Gardasee war in den 1970’ern kaum möglich – heute für viele aus Süddeutschland keine Seltenheit mehr. Auch die Tagestouristen, welche aus dem Münchner Zentralraum jedes Wochenende in unsere Region fluten, sind mancherorts schon mit Heuschreckenschwärmen vergleichbar.
Immer mehr stören sich an der Flut von Autos auf den Straßen und E-Bikes in unseren Wäldern und Hochregionen. Was als anfänglich belächelte Einzelerscheinung begonnen hat, wird langsam aber sicher zur Qual und auch zu einem Problem für unsere Umwelt und Natur – von der und in der wir leben.
Bei den Autos haben wir die Wahl zwischen Pest und Cholera – entweder sie verstopfen die Straßen durch Staus, oder eine auffällige Minderheit nutzt sie offensichtlich als Rennstrecke und gefährdet damit ungeschützte Verkehrsteilnehmer. Es sind hier weniger unsere Gäste, die für ein paar Tage hier wohnen, sondern jene, welche die Strecke gut kennen und regelmäßig fahren, die am Ortsrand glauben so richtig aufdrehen, um mit 100 oder 120 km/h am Ortsschild vorbeidonnern zu müssen.
Ohne rechtzeitiges Gegensteuern werden wir nicht nur unsere Ruhe und Attraktivität als Tourismusgemeinde mit einer intakten Natur und Umwelt zu Grabe tragen – und das früher, als wir es erwarten würden. In diesem Sinne fordern wir ein vernünftiges Verkehrskonzept für Ehrwald und den ganzen Talkessel. Eines in welchem die lokale Bevölkerung (inkl. der hier wohnenden Gäste), deren Gesundheit und Wohlbefinden sowie die Natur und Umwelt als oberste Priorität steht. Ein Konzept, das Verkehr beruhigt und nicht darauf ausgerichtet ist, dass er ungehindert fließen kann. Eines das den lokalen Interessen und Notwendigkeiten folgt.
Auch Ehrwald wird hier seinen eigenen Beitrag leisten. Zum Beispiel in Form von separaten Radwegen, um den Umstieg vom Auto auf das Rad attraktiv und sicherer zu machen, Verkehrsinseln wo dies möglich und sinnvoll ist, laufende Geschwindigkeitsüberwachung an neuralgischen Stellen. Auch eine generelle Geschwindigkeitsreduktion im Ortsbereich auf 30 km/h (schneller kann man auch aktuell eher selten fahren) ist anzudenken, allerdings muss dies im Gleichklang mit allen drei Gemeinden erfolgen – damit es auch Auswirkungen auf GoogleMaps und die Navigationssysteme hat.
All das werden wir in einer offenen Diskussion mit der Bevölkerung abstimmen. Dafür sind Gemeindeversammlungen da und wir werden dieses Instrument ausgiebig nutzen – nicht nur in der gesetzlich vorgeschriebenen Minimalversion. Das ist unser Anspruch auf Transparenz und Mitbestimmung – nicht heimlich, still und leise im verschlossenen Kämmerchen ausbrüten und der Bevölkerung erst vorstellen, wenn alles schon entschieden und fixiert ist (siehe Beispiel Hallenbad).