Letzte Woche fand eine Informationsveranstaltung für die Presse und dann am Montag (24.11.2022) für die Mitglieder des Gemeinderates zur aktuellen wirtschaftlichen Situation rund um das Hallenbad statt. Dies war keine formelle Sitzung des Gemeinderates und damit auch keine öffentliche.
Schon diese Vorgangsweise – zuerst die Medien mit vorbereiteten Inhaltshäppchen füttern, dann erst die Eigentümervertreter und die Öffentlichkeit gar nicht zu informieren, finde ich nicht korrekt. Somit bleibt Letzterer nach wie vor das tatsächlich Ausmaß dieser Miesere – anders kann man es nicht nennen – weiter vorenthalten. Wann endlich kommt die schon längst überfällige und von unserer Seite seit Jahren geforderte öffentliche inhaltliche Detail-Vorstellung jener Projekte, welche dazu geeignet sind, die Gemeine Ehrwald in den finanziellen Ruin zu treiben? Wann endlich treten die Eigentümer (Gemeinde Ehrwald und TZA) vor die Bevölkerung und schenken ihr den sprichwörtlichen “reinen Wein” ein? Wann endlich werden die Fakten öffentlich auf den Tisch gelegt?
Was bisher schon durchgesickert ist: Der wirtschaftliche Abgang bei den Freizeitbetrieben Tiroler Zugspitze (ehemals EEG) ist enorm. So enorm, dass sich die Verantwortlichen gezwungen sehen, den Betrieb des Hallenbades für den Winter 2022/23 einzustellen. Wie es danach weitergeht, da will sich niemand festlegen. In der Begründung (und auch in den Medien) findet sich u.a. das Detail, dass das Hallenbad angeblich mit “Schweröl” beheizt würde. Dies ist eine absolute Fehlinformation – das Hallenbad wird mit “Heizöl leicht” beheizt, “Heizöl schwer” gibt es gar nicht (mehr) und das schon seit vielen Jahren. Wer hier etwas anderes behauptet, soll einen Blick in die Rechnungen werfen, dort steht es genau. Das kann also nicht die Ursache für die katastrophale Finanzlage sein, somit ist dies ein reines Ablenkungsmanöver.
Doch wer ist für dieses Desaster verantwortlich? Je nachdem, mit wem man spricht, immer der andere. Fakt ist, dass die in den “Freizeitbetriebe Tiroler Zugspitze” das Hallenbad, der Eislaufplatz, die Kletterhalle, die Tennishalle und der Zugspitzsaal zusammengefasst sind. Das ist eine eigene Gesellschaft mit einem eigenen Geschäftsführer. Und genau dieser ist – per se – für den wirtschaftlichen Erfolg seiner Gesellschaft verantwortlich. Diese Position wurde in den letzten Jahren mehrfach umbesetzt. Ich behaupte nicht etwa wegen Unfähigkeit oder Inkompetenz der Geschäftsführer, sondern vielmehr wegen Unmöglichkeit den Betrieb wirtschaftlich zu führen, wenn immer wieder von externer Seite hineinregiert wird – das ist zumindest meine ganz persönliche Meinung und Sichtweise.
Fraglich ist weiters, ob ein klares Konzept existiert, wie der Betrieb gewinnbringend geführt werden soll. Wer behauptet, dass ein Hallenbad nicht gewinnbringend geführt werden kann, soll sich umsehen – es gibt zahlreiche Beispiele, wie das funktioniert => von einem privatwirtschaftlich agierenden Betreiber, der genau weiß, was dafür notwendig ist und wie man es macht. Das sind keine Politiker, keine Gemeinderäte und auch keine Tourismusfunktionäre. Das trifft auch auf die anderen Einrichtungen der “Freizeitbetriebe Tiroler Zugspitze” und insbesondere den Zugspitzsaal zu. Wo ist das klare Konzept, wie der Saal zukünftig gefüllt und gewinnbringend geführt werden kann? Gibt es konkrete Vorverträge oder zumindest Absichtserklärungen potenzieller Veranstalter? Oder gibt es nur ein Marketingkonzept, sprich heiße Luft auf teurem Hochglanzpapier und Videos, die alle nur viel Geld kosten? Marketing ist notwendig, generiert allerdings keinen Gewinn, das tut der Umsatz und das wirtschaftliche Handeln der Geschäftsführung.
Die TZA tut sich leicht, durch die Anhebung der Kurtaxe wurde viel Geld in ihre Kassen gespült. Sie selbst brüstet sich in den Medien immer wieder, wie gut nicht die letzten (Sommer)Saisonen gelaufen seien – ein Nächtigungsrekord jagt den nächsten – auch in Corona-Zeiten. Das liegt nicht an gemachten Hausaufgaben, sondern einfach am “Geschäftsmodell”. Dass die Geschäfte wohl gut gelaufen sind, kann man auch an den Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit und dem sprichwörtlichen “Glaspalast” in der Schmiede erkennen.
Die Gemeinde tut sich diesbezüglich deutlich schwerer. Hier lief es in den vergangenen Jahren nicht so gut. Da muss sich die Gemeindeführung in vielen Fällen vorwerfen lassen, dass man wohl etwas über die Verhältnisse gelebt und an anderer Stelle sich den Kopf für ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Gemeindekonzept zu wenig zerbrochen hat. Wer nicht bemerkt, dass Ehrwald klar am absteigenden Ast ist, muss wohl blind und taub sein, oder schaut einfach weg. Die Anzahl der Geschäfte und Restaurants tendiert langsam aber stetig gegen Null. Früher kamen die Einheimischen aus den Umlandgemeinden nach Ehrwald, weil hier bei uns etwas los war, jetzt fahren wir Ehrwalder weg, weil hier eben nichts mehr los ist. Dringender Handlungsbedarf besteht für uns alle.
Am 11. und 12. November 2022 zieht sich der Gemeinderat zu einer Klausur zurück. Dort werden wir diese Themen auf den Tisch legen und hoffen, dass sich eine konstruktive Diskussion und erste gemeinsame Lösungsansätze ergeben. Das sind wir Gemeinderäte/-innen der Ehrwalder Bevölkerung schuldig!
Fakt ist: Wir brauchen das Hallenbad – sowohl für unsere Gäste als auch für die einheimische Bevölkerung. Es ist ein Teil unserer Vergangenheit und soll auch ein Teil unserer Zukunft bleiben. Es liegt an uns, einen Weg zu finden, wie wir diese Herausforderungen lösen – dafür wurden wir gewählt.