Wenn es nach den Vorstellungen der Verantwortlichen geht, soll heute der letzte Tag des Ehrwalder Hallenbades sein. Ein Tag, an welchem üblicherweise Gesten wie Verabschiedungen und Kranzniederlegungen stattfinden. Doch letzteres ist nur schwer möglich, da auch der letzte heimische Betrieb, welcher solche in den vergangenen Jahrzehnten in hervorragender Qualität hergestellt hat, seinen Betrieb vor kurzem eingestellt hat.
Stück für Stück, in kleinen Schritten, mit steigender Geschwindigkeit bricht Ehrwald die lokale Infrastruktur weg. Vielfach bleiben diese Schritte unbemerkt und es scheint, dass sich niemand daran wirklich stößt. Dabei gehört es mit zur ersten Pflicht der Gemeindevertretung, für das Wohl der Gemeinde und seiner Bürger/-innen zu sorgen. Dafür zu sorgen, dass die notwendige Infrastruktur vorhanden ist und auch erhalten bleibt.
Noch sind wir eine Tourismusgemeinde. Wir leben von den Gästen, die zu uns kommen und ihr Geld bei uns ausgeben – wenn sie denn Möglichkeiten dafür finden. Dazu gehören nicht nur Souvenir- und Lebensmittelgeschäfte, nicht nur die Hotels mit ihrem Inselcharakter (“…bei uns können sie alles bekommen, sie brauchen das Hotelgelände/Resort gar nicht verlassen, wir bieten alles…”), sondern alles, was man gerne kauft, wenn man gerade Zeit und Muße dafür hat. Im Urlaub, fern ab vom Arbeitsstress und Alltagssorgen, will man das Leben einfach nur genießen. Shopping, gut Essen gehen und Freizeitangebote gehören dazu.
Dieses Angebot zu schaffen und zu erhalten, ist mE. mit die wesentlichste Kernaufgabe eines Tourismusverbandes. “…schaffen und erhalten…” – nicht zusperren, abreißen und zerstören. Unsere Gemeinde und der Tourismusverband leben in einer symbiotischen Beziehung und müssen diese Aufgaben GEMEINSAM erfüllen. Da ist es nicht hilfreich, wenn sich der eine entspannt zurücklehnt und von “…nicht erledigten Hausaufgaben…” und “…wir tragen die Entscheidung mit…” spricht – letzteres natürlich nur, wenn sie in seinem Interesse ist. Immer mehr stellen sich die Frage, was diese Interessen sind und ob sie wohl auch im Interesse der einheimischen Bevölkerung sind.
“…Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los…”, schrieb Johann Wolfgang von Goethe 1798 in seinem Zauberlehrling. Unser Dorf wird zunehmend dem “Tourismus vom schnellen Geld” geopfert. Langfristige und vor allem nachhaltige Planung wird über Bord geworfen, Konzepte werden nicht gebraucht. Hauptsache, groß, pompös und vor allem teuer. Bestes Beispiel: Die Planungen zum “Neuen Hallenbad” eine Kooperation der (alten) Gemeindeführung mit der TZA, welche aus guten Gründen von der BH-Reutte von Amts wegen gestoppt wurden. In meinen Augen ist es durchaus verständlich, dass man von dieser Gruppe keine auf das vernünftige und notwendige Maß abgespeckte Planung mehr erwarten kann. Der Schock des Finanzierungsverbotes durch die Aufsichtsbehörde sitzt einfach zu tief. Bereits damals wollte man keine anderen Meinungen anhören und schon gar nicht gelten lassen – exakt so wie aktuell.
Der schnelle Entschluss, das Hallenbad einfach zuzusperren, kommt mir dabei wie die Trotzreaktion eines kleinen Kindes vor, das seinen Schlecker nicht bekommen soll, weil es bereits viel zu dick ist. Aus diesem Grund kämpfen wir darum, dass heute nicht der letzte Tag des Hallenbades ist, sondern der
…erste Tag für die Ausarbeitung eines neuen, funktionierenden Konzeptes.
Das Hallenbad ist nur die Spitze des Eisberges. Das Problem sitzt viel tiefer und die Aufgabe ist viel gewaltiger. Es geht um das wirtschaftliche Überleben unserer Gemeinde und damit auch das unserer Bevölkerung.
Es liegt an uns ALLEN, den Gemeinderäten/-innen unsere Meinung zu sagen und diese auch vor der Gemeinderatssitzung lautstark kundzutun. Denn noch ist es nicht zu spät, noch können wir etwas bewegen, wenn wir es auch wirklich wollen. Nicht einzelne alleine, alle zusammen!