Die Arbeit des Hallenbad-Gremiums

In der legendären 12. Gemeinderatssitzung vom 22. März 2023 wurde nach einer sehr emotionalen Diskussion beschlossen, dass ein 6-köpfiges Gremium ein Konzept zur Weiternutzung des Hallenbadgeländes ausarbeiten soll. Die Vorgabe lautete “Ergebnisoffen zu arbeiten”, wobei der Gemeinderat auch den Passus: “…der Erhalt des Bades ist zu favorisieren…” in seiner Beschlussfassung festschrieb.

Am 5. April trat dieses Gremium erstmals zusammen und damit waren auch die einzelnen Mitglieder bekannt:

  • Gemeinderat: VzBgm’s GR’s G. Köpfe und R. Wilhelm sowie GR Peter L. Steger
  • TZA: H. Schennach, D. Pesendorfer, F. Dengg jn.
  • sowie: H. Schönherr und P. Fraune

Somit war aus dem vereinbarten 6’er Gremium ein 8’er Gremium geworden. Während die Teilnahme von H. Schönherr als amtierender Geschäftsführer der Freizeitbetriebe Tiroler Zugspitze (ehemals EEG) durchaus erwartbar war, überraschte die von P. Fraune doch. Argumentiert wurde diese damit, dass sie für die drei Mitglieder der TZA die “Laufarbeit” übernehmen müsse, weil diese selbst zu wenig Zeit dafür hätten, um sich entsprechend mit dem Thema im Detail auseinanderzusetzen. Zumindest habe ich die Rechtfertigung in der letzten Sitzung am 16.08.2023 so verstanden.

In der ersten Sitzung wurde auch vereinbart, dass über die Arbeiten Stillschweigen gewahrt wird, um diese nicht negativ zu beeinflussen. Wörtlich wurde dies besonders auf meine “polemische Berichterstattung” gemünzt. Trotz dieser diffamierenden Äußerung (ich wusste ja, von wem sie stammte) hielt ich mich idF an diese Vereinbarung. Dass dies vielen Lesern meines Blogs und auch anderen interessierten Bürger/-innen nicht gefallen hat, musste ich mit Bedauern zur Kenntnis nehmen. Doch stand das Ziel einer vernünftigen Lösung (mit Erhalt des Badebetriebes) im Vordergrund und das wollte ich nicht durch persönliche Animositäten gefährden.

Im Sinne der unabgelenkten Konzentration auf die Lösung erfolgte in Rahmen dieses Treffens auch eine Besichtigung des Ist-Zustandes des Hallenbades, welchen ich in meinem Beitrag “Hallenbad intim…” auch publizierte. Dabei stellte sich heraus, dass der Zustand von uns ALLEN als deutlich besser bewertet wurde, als gemäß den bisherigen Schilderungen zu befürchten gewesen war. Die Bausubstanz rund um die Becken war in Ordnung. Probleme zeigten sich im Wesentlichen nur bei einzelnen kleineren Dachbereichen sowie der Heizungsanlage.

In der nachfolgenden zweiten Sitzung am 20. April 2023 wurden erste Pläne und Ideen (ohne Wertung) in den verbalen Hut geworfen:

A) Variante MIT Hallenbad:

  • Außenbadeteich und Sprungturm
  • Sonnenenergie
  • Ohne Sauna, aber mit Solebecken und Dampfbad
  • Großes Becken reduzieren
  • Kneippbecken
  • Therapiezentrum

B) Variante OHNE Hallenbad:

  • Jugendraum (Dart, Tischtennis, Tischfußball, usw.)
  • Kunsteisbahn (eventuell in Kunststoff)
  • Tagesbetreuung für Kinder (Mittagstisch und Nachmittag)
  • öffentliches Restaurant (eventuell mehrere) iS „Gourmettempel“ -> Kinder, Essen auf Rädern
  • Keller Bowling statt Garage
  • Fitnessraum

Im Umfeld des Hallenbadgebäudes wurden auch weitere Ideen genannt, welche in einem größerem Gesamtkonzept zu brücksichtigen sind:

  • Kinderspielbereich (ggf. eigenes Gebäude)
  • Tennishalle Boulderbereich
  • Eislaufplatz mit Eis (insb. aus energietechnischen Sicht)
  • Heizung im Keller oder Heizwerk

Die Aufgabe war nun, bis zu nächsten Sitzung diese Ideen zu konkretisieren und so weit wie möglich mit Kosten zu unterlegen. Zudem wurde GF Schönherr damit beauftragt, diverse Unterlagen über die vergangenen Projektierungsphasen auszuheben und dem Gremium zur Verfügung zu stellen. Der Termin wurde mit 4. Mai 2023 angesetzt.

Trotz der gemeinsamen Terminvereinbarung stellte sich dieser als Herausforderung dar. Nach mehreren kurzfristigen Verschiebungen wurde es schließlich der 13. Juli 2023 – somit über 2 Monate später.

In dieser 3. Sitzung war zur Überraschung einiger Mitglieder auch Herr Lukas Waldegger (Fa Steccon) geladen und berichtete über die Entwicklung von einem 8 Mio € Projekt zum Projekt Feber 2022 mit 24 Mio €. Er zeigte auch die Kostenstrukturen dieses Mega-Projektes auf. Teilweise schockiert von den immensen Kosten, welche hierbei quasi als Rute im Fenster für einen Hallenbadbetrieb präsentiert wurden, begann sich die Diskussion langsam im Kreis zu drehen. Man war sich schnell einig, dass einzelne Investitionen unabhängig von der Nachnutzung erforderlich sein werden (Heizung, Aufwertung Restaurant, Umbau Kassen-/Eingangsbereich, Energiekonzept, etc.), während andere klar zuzurechnen sind.

So einigte man sich, dass die beiden finalen Varianten nun in zwei Teilgruppen ausgearbeitet werden sollen: Gemeindevertreter Variante A MIT Hallenbad und TZA-Vertreter Variante B OHNE Hallenbad.

Beide Teilgruppen tagten idF relativ rasch – die Gemeindegruppe am 27. Juli 2023. Zu dritt, mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen (Erhalt des Badebetriebes) wurde der zentrale Punkt schnell identifiziert: Die Energiekosten. Das neue Konzept musste genau hier ansetzen, um eine möglichst große Einsparung erreichen zu können. Das Hallenbad selbst sollte im ersten Schritt nur unwesentlich verändert werden – ganz im Sinne “…wir brauchen ein funktionales, ansprechendes Hallenbad und keine Luxusanstalt…”. Gemeinsam wurde folgendes Grundkonzept mit groben Kostenschätzungen (welche idF durch Gespräche mit Fachbetrieben verplausibilisiert wurden) erstellt:

  • Erweiterung des Restaurants um die nicht genutzte Wohnung, Schaffung eines Außenbereiches Richtung Spielplatz und Liegewiese Hallenbad, Verbesserungen im Küchenbereich -> ~ 500.000,- €
  • Dachsanierung über Kleinkinderbecken und Solebecken sowie bekannte Schwachstellen -> ~ 600.000,- €
  • Verkleinerung des Wasserkörpers im hinteren Bereich des Badebeckens (zwei Bahnen volle Länge, Rest um 1/2 gekürzt) -> spart ca. 25-30% der Energie für die Wasserheizung ein -> ~ 200,000,- €
  • Energiekonzept: Umstellung der existierenden Ölheizung von Heizöl Leicht auf Extra Leicht durch Tausch der Brenner und einem neuen Kessel, Nutzung des Quellwassers in der Nähe mittels Wärmepumpe, PV-Anlage am Dach Tennishalle oder Recyclinghof -> ~1.000.000,- € – Hierbei ist zu beachten, dass dieser Part für die gesamten Freizeitbetriebe vor Ort (inkl. Zugspitzsaal, Kletterhalle, Wall) gilt. Alle werden von derselben Heizung gespeist.
  • Sanierung Technik – Elektrik und Lüftung insb. Wärmerückgewinnung -> ~ 1.000.000,- €
  • Außenbereich mit Plantsch-Spielbereich für Kinder, Whirlpool (max. 8 Personen), Kneippparcours -> ~ 500.000,- €
  • Sanierung Sanitäranlagen, Duschen und WC komplett von Grund auf -> ~ 500.000,- €
  • Umgestaltung Eintritts-/Kassabereich und neues Eintrittssystem (kompatibel mit Kletterhalle und Eislaufplatz) auf Stundenbasis -> ~ 200.000,- €

Zusammen sind das ~ 4,5 Mio €. Damit konnte die Zielvorgabe von max. 5-6 Mio € klar eingehalten werden.

Weitere Erweiterungen, die anfangs insb. auch vonseiten der TZA-Vertreter eingebracht wurden, können hier in den Folgejahren (je nach Budgetsituation) nach und nach hinzugebaut werden.

Zum bisher letzten gemeinsamen Termin am 16. August 2023, war auch Marco Holzer – der Planer des 24 Mio € Projektes geladen. Mit ihm wurden einzelne Lösungsvorschläge besprochen, wobei er keine adaptierten Kostenschätzungen nennen konnte. Er zeigte dabei vielfach auf warum etwas nicht geht, aber nicht wie es umsetzbar wäre – somit nicht lösungsorientiert.

In einem Punkt war er jedoch sehr klar und deutlich: Für Nebenkosten (insb. Planung) müsse man 15% einrechnen. Somit stünden bei 5 Mio € Budget nur 4,2 Mio € für Investitionen zur Verfügung.

Bezugnehmend auf ein e-mail von P. Fraune meinte er sinngemäß, dass er dies als eigenen (zu bezahlenden) Projektauftrag verstehen könnte. Dabei handelte es sich um eine Anfrage rund um die TZA-Variante OHNE Wasser:

  • Eintritte müssen deutlich angehoben werden
  • Spieleareal für Kinder bis junge Erwachsene, in Nähe Restaurant
  • Fitnessbereich (wird dringend gebraucht) mit Saunabereich für ~20 Personen
  • Attraktivierung Restaurantbereich
  • Bowling später

Beim den Becken waren sich die TZA-Vertreter nicht schlüssig, gingen jedoch davon aus, dass dieses aus Kostengründen nicht abgerissen, sondern lediglich “verschlossen” werden sollten.

Auf die Rückfrage, was bei dieser Lösung für ältere Personen angedacht sei, kam die Antwort: “…wir können nicht alle zufrieden stellen…”. Über diese Antwort schockiert, blieb mir die Entgegnung “…ein Hallenbad kann das allerdings sehr wohl…” im Halse stecken.

Auch die Frage nach den prognostizierten Kosten blieb unbeantwortet – das wäre ja der Kern der Anfrage an Marco Holzer gewesen. Dieser wiederum stellte klar, dass konkrete Kostenschätzungen frühestens im Oktober 2023 zur Verfügung stehen könnten. Ein Umbau ab Frühjahr 2024 sei “…völlig unmöglich…”. Er wies auch darauf hin, dass eine Sanierung des Hallenbades die leichtere Variante im Vergleich zu einem Neubau sei.

In der Folge wurde Marco Holzer gebeten, in Erfahrung zu bringen, was notwendig wäre, um den Bestand in einen genehmigungsfähigen Zustand zu bringen. GF Schönherr wurde aufgefordert, zu prüfen, ob und welche Betriebsanlagengenehmigungen ggf. Ablauffristen haben oder infolge eines Stillstandes/Nichtbetriebes ggf. verfallen könnten. Dies alles hat insbesondere Auswirkungen auf die von mir bereits in der zweiten Sitzung geforderte Überlegung, das Hallenbad analog zum letzten Jahr über Weihnachten bis Ostern wieder zu öffnen. Nicht zuletzt als Beweis dafür, dass man den Plan eines Weiterbetriebes ernst nimmt.


Hierbei handelt es sich um die Wiedergabe meiner Wahrnehmungen, welche sich erfahrungsgemäß von jener der Gemeindeführung unterscheidet. Letztere werden wir bei der Gemeindeversammlung präsentiert bekommen.

Auf der Gemeindeversammlung wird und darf (laut Gesetz) keine Entscheidung für oder gegen die eine oder andere Variante fallen. Dazu ist die Gemeindeversammlung nicht befugt. Die Entscheidung haben der Aufsichtsrat der TZA und der Gemeinderat zu Ehrwald in eigenen Sitzungen zu treffen. Auf Basis der vom Hallenbad-Gremium noch zu verfassenden offiziellen Vorschläge. Unsere Arbeit ist somit noch nicht erledigt, die Hausaufgaben noch nicht erledigt.

hat mir nicht gefallenhabe mir mehr erwartetwar recht gut und interessanthat mir sehr gut gefallensuper Beitrag! (11 Bewertungen, Durchschnitt: 4,27 von 5)
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