Wie berichtet, ist das von der scheidenden Gemeindeführung geplante Hallenbadprojekt durchgefallen – respektive von der Aufsichtsbehörde untersagt worden. In den Medien wurde darüber berichtet, doch irgendwie kommt mir vor, dass die Reporter auf einer anderen Veranstaltung waren. Hier gibt es nun die ungeschminkten Fakten und deren Folgen.
Bereits seit zwei Jahren bemühe ich mich intensiv darum, dass die Gemeinde und die TZA endlich die Bevölkerung über die Planungen rund um das Hallenbad informieren. Der Widerstand war enorm und langsam wird klar, warum dem so ist. Der Zustand der Gemeindefinanzen war den handelnden Personen schon seit langem klar. Der BGM sprach in mehreren GR-Sitzungen von “desolaten” Gemeindefinanzen, schließlich wurde dafür der Verkauf der Agrar-Grundfläche an die Explorer GmbH so stark vorangetrieben, weil hier wieder Geld zur Entlastung erwartet wurde. 560.00,- Euro Verkaufspreis – abzüglich ImmoSteuer bleiben dann ca. 360.000,- Euro, deutlich weniger als erwartet (offensichtlich weil man diese Steuer einfach vergessen hatte).
Damit drängt sich der Verdacht auf, dass entgegen besserem Wissen hier ein unfinanzierbares Projekt geplant wurde, weil man es ja selbst nicht mehr ausbaden wird müssen. Noch besser, man wird es den Nachfolgern umhängen können und selbst als die großen Macher mit leeren Versprechungen und Luftschlössern von der politischen Bühne verabschieden. Die Schlussworte einiger Gemeinderäte/-innen waren mehr als deutlich.
Konkret wurde Folgendes geplant:
- Ein “Infinity-Pool” = ein Pool mit einer durchsichtigen Glaswand zum Moos hin (zur öffentlichen Langlaufloipe) wie er in Hollywood Filmen und Luxushotels immer wieder vorkommt.
- Ein “Schwimmteich” mit Sprungturm, der ohne Chemie funktioniert – dafür müsste dieser flach sein und mit entsprechendem Bewuchs ausgestattet werden. Für ein öffentliches Bad mit hohem Kinderanteil absolut unpassend. Noch dazu befinden wir uns in einem “Moos”, mit entsprechenden biologischen Hindernissen für so etwas.
- Ein großer, 4-teiliger Restaurant-Bereich im 1. OG – die Küche dazu im Keller.
- Ein Indoor-Spielplatz im dzt. Bereich des Mooswirt. Andere Gemeinden haben aus gutem Grund für solche Spielbereiche Tennishallen mit der entsprechenden Höhe umgebaut.
- Eine zweite Rutschenanlage und ein (kleines) Außenbecken.
- Die beiden Hauptbecken bleiben unangetastet (weil “…so einen Beton wie aus den 70’er Jahren bekommt man nie wieder hin…”).
- An der Moosseite wird der dzt. Busparkplatz in ein Parkdeck umgebaut (das ist auch die Bodenplatte für den Infinity-Pool und die Saunalandschaft).
Gerade der letzte Punkt hat eine entscheidende Nebenwirkung, die keiner erwähnen will: Damit wird es in Ehrwald keine Zeltfeste mehr geben können, weil der Platz dafür verbaut wurde. Gerade diese Zeltfeste jedoch sind für die Dorfgemeinschaft und speziell die Vereine als Einkunftsquelle wichtig.
Was an einem derartigen Plan bereits über 700.000,- Euro gekostet haben soll, entzieht sich meinem Verständnis. Hier wurden offenbar per Copy & Paste Elemente aus Hotelprojekten zusammen kopiert und so angepasst, dass sie in der Größe zu unserem Hallenbad passen. Das Ganze trägt die deutliche Handschrift einer Hotelprojektierung und keineswegs von einem öffentlichen Hallenbad. Hier wurde weit über das Ziel hinaus geschossen. Die Frage nach dem Warum, muss sich jeder selbst stellen. Vielleicht liegt es an den handelnden Personen oder ihren Strippenziehern.
Um es klar zu sagen: Das Hallenbad selbst steht außer Diskussion. Wir brauchen es, es ist ein wichtiger Teil unserer Infrastruktur und wir werden es nicht nur erhalten, sondern auch verbessern – allerdings mit einer gänzlich anderen Finanzierungsvariante (ohne Grundverkäufe).
Der flammende und emotionale Appell einer scheidenden Gemeinderätin “…man möge das Projekt nicht in den Mistkübel werfen…”, war beeindruckend. Doch gerade sie musste über die finanzielle Situation der Gemeinde am besten im Bilde gewesen sein. Nicht wir haben das Projekt in den Mistkübel geworfen, nein das wurde schon von den Planern gemacht. Sie haben sogenannte “Abwurfelemente” definiert, auf welche verzichtet werden soll, wenn es finanziell knapp wird. Jetzt ist das gesamte Projekt zu einem Abwurfelement geworden. Es war die Aufsichtsbehörde, welche die Notbremse gezogen hat, nicht der neue Gemeinderat und dafür verantwortlich ist der scheidende.
Wir können nur hoffen, dass die offizielle Nachfolgeliste den Wink mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl der Aufsichtsbehörde verstanden hat und sich neuen Ideen und Konzepten offen zeigt. Genau solche braucht es, damit wir unser Hallenbad erhalten können. Dafür muss man über seinen Schatten springen und auch gegen die Interessen etablierter Seilschaften für die Interessen der Gemeinde arbeiten.
Wir arbeiten seit mehr als zwei Jahren für Transparenz, für ein Miteinander in dem alle Gemeindebürger/-innen gleich behandelt werden. Wir sind zu 100% unabhängig, frei von Einflüsterern und Interessengemeinschaften, welche uns finanzieren – das tun wir aus eigenen Mitteln.
In diesem Sinne bitten wir um Euer Vertrauen, um Eure Unterstützung und um Eure Stimmen am 27. Feber 2022 – für die Zukunft unserer gemeinsamen Heimat Ehrwald.