Die Wahrheit über die Verluste des Hallenbades…

Immer wieder wird uns gebetsmühlenartig gesagt, dass wir uns das Hallenbad einfach nicht mehr leisten können. Rückfragen nach Details und belastbare Zahlen und Fakten blieben lange ergebnislos. Sie wurden einfach ignoriert bzw. mit Ausreden abgewiesen. Durch einen glücklichen Zufall kam ich nun an den offiziellen Jahresabschluss der Freizeitbetriebe Tiroler Zugspitze GmbH & Co KG per 30. April 2023 – er befand sich in der Vorbereitungsmappe für die 18. GR-Sitzung. Da ich einer der ganz wenigen bin, der sich diese genau ansieht, konnte ich einfach nicht widerstehen und habe die Unterlagen als Sitzungsunterlagen eingefordert. Dem musste Bgm Köck nachkommen.

Ich bin mir nicht sicher, wieweit der Datenschutz im Verhältnis zum öffentlichen Interesse der betroffenen Bevölkerung geht. Allerdings sehe ich es als meine Aufgabe als gewählter Gemeinderat, der in seinem Eid gelobt hat “…im Interesse der Gemeinde und ihrer Bewohner/-innen zu handeln…”, als notwendig an, hier die vielfach zitierten Zahlen ins rechte Licht zu rücken. Ich verzichte jedoch bewusst darauf, konkrete Zahlen zu nennen – das steht mir nicht zu.

Betrachten wir zunächst die Einnahmenseite. Hier wird deutlich, dass diese zu knapp der Hälfte über das Hallenbad lukriert werden.

Die Einnahmen sind auch das Einzige, was für einen Dritten klar und nachvollziehbar zuordenbar ist.

Bei den Ausgaben war das nicht mehr der Fall. Lediglich die 2% Wareneinsatz ließen sich zuordnen, wobei davon der Löwenanteil auf das Klettern entfiel – nur 10% auf das Hallenbad.

Spannend finde ich den hohen Anteil bei den Zinsen und “nicht zuordenbar”.

Stellt man die Erlöse den Aufwänden gegenüber, ergibt sich, dass letztere um den Faktor 2,2 höher sind.

Die Differenz, Betriebsabgang (Verlust) genannt, wird ausschließlich dem Hallenbad angelastet.

Ebenfalls sehr hoch sind die AfA (Abschreibungen für Abnutzung) – dazu mehr unten.

Wird das Hallenbad geschlossen (wie es derzeit vorübergehend der Fall ist), fallen 46% der Erlöse weg – wichtige Deckungsbeiträge zur Finanzierung der Freizeitbetriebe. Sicher werden auch einige Kostenteile wegfallen (lediglich in den Wareneinsätzen zuordenbar, mit gesamt 0,2%), aber eben bei weitem nicht genug. Damit sich das ausginge, müssten die Kosten auf 1/4 der aktuellen sinken und das ist unrealistisch. Ein Schließen des Hallenbades würde den Freizeitbetrieben somit die Haupteinnahmequelle nehmen – wirtschaftlich gesehen ein Wahnsinn. Das ist allerdings auch die einzig mögliche Beschreibung der aktuellen Bewirtschaftung des Zugspitzsaales.

Spannend sind auch die im Verhältnis hohen AfA – besonders unter der Maßgabe, dass die Re-investitionstätigkeit in den letzten Jahren sehr mager war und keine Rücklagen (das Wort findet sich in der Bilanz nicht einmal) gebildet wurden.

Dies geht auch aus dem Vergleich der von Anfang an aufsummierten Bausummen hervor. Der Löwenanteil ging hier in die Mehrzweckhalle mit Tennis, Klettern und dem neu sanierten Zugspitzsaal – dessen kürzliche Sanierung alleine fast so viel verschlungen hat, wie das Hallenbad in all seinen 50 Jahren.

Was aus der Bilanz ebenfalls hervorgeht: Im Geschäftsjahr 2022/23 (somit seit dem 1. Mai 2022) wurden die inzwischen vielfach zitierten ~740.000,- € Planungskosten bezahlt. Davon ~634.000,- € auf das Hallenbad und lediglich ~107.000,- € auf den Zugspitzsaal gebucht. Hier hat Bgm Köck Aufklärungsbedarf.

Was ich nicht nachvollziehen kann: Warum wird der von den beiden Eigentümern auszugleichende Bilanzverlust durch die AfA künstlich/buchhalterisch nach oben getrieben? Dies schlägt sich 1:1 negativ im Budget der Gemeinde nieder. Steuerlich wirkt sich dies auf die Freizeitbetriebe nicht mehr aus. Und wenn wir schon dabei sind: In der Bilanz befindet sich eine ansehnliche Summe, ausdrücklich bezeichnet als “Landessubvention für den Um- und Neubau des Hallenbades” – wird diese bei der Schließung des Hallenbades infolge nicht zweckkonformer Verwendung wieder zurückzuzahlen sein?

Dies alles zeigt sehr deutlich, wie von den Verantwortlichen mit Information, Zahlen, Daten und Fakten umgegangen wird. “Papier ist geduldig…” heißt es so schön und alles nur eine Frage der Darstellung. Wer der Bevölkerung noch immer (auf Basis nicht nachvollziehbarer Aufteilungen) vorgegaukelt, das Hallenbad sei der alleinige Verlustbringer der Freizeitbetriebe Tiroler Zugspitze, lebt offensichtlich in einer anderen Realität, oder hat ganz gezielte Absichten.

In der Bilanz findet sich unter den Aktiva auch ein nicht ausgenutzter Kredit (Baukonto) in einer Höhe, aus der man die Sanierung des Hallenbades leicht bezahlen könnte – ohne, dass man die liquiden Barmittel der beiden Eigentümer antasten müsste.

Nach dem Rückzug des aktuellen Geschäftsführers wird es spannend, wer sich nun als nächster Kandidat findet, um das Ruder auf dem sinkenden Schiff zu übernehmen. Solange sich jedoch nichts an den handelnden Personen der Eigentümervertreter ändert, wird es wohl für jeden ein Himmelfahrtskommando ohne jegliche Aussichten auf Erfolg. “…viele Köche verderben den Brei…” heißt es so schön und wenn einem laufend andere ins Steuer greifen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man am nächsten Baum landet. Aber vielleicht ist genau das die Strategie dahinter…

hat mir nicht gefallenhabe mir mehr erwartetwar recht gut und interessanthat mir sehr gut gefallensuper Beitrag! (32 Bewertungen, Durchschnitt: 3,88 von 5)
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