In der letzten GR-Sitzung (TOP 4) war die Rede davon, dass “Nicht-Eingeforstete” Frondienste leisten müssen, wenn sie einen Holzplatz der Agrargemeinschaft Ehrwald Unterdorf anmieten wollen.
Doch was sind Frondienste eigentlich? Wenn man ChatGPT danach fragt, bekommt man folgende Antwort: “Frondienste beziehen sich auf eine Form der unfreien Arbeit, die im feudalen System vorherrschte. Frondienste waren unentgeltliche Arbeitsleistungen, die von Bauern für ihren Landherren erbracht werden mussten. Diese Arbeitsleistungen umfassten typischerweise die Nutzung von Land oder die Erbringung bestimmter Dienste, wie zum Beispiel den Bau von Straßen oder die Bewirtschaftung des Landes. Im Gegenzug erhielten die Bauern gewisse Schutzrechte und das Recht, Land zu bewirtschaften, jedoch oft unter erheblichen Einschränkungen.”
Dienst für die “Landherren” und “unfreie Arbeit”, da fallen einem doch auch gleich Begriffe wie Leibeigenschaft und Sklaverei ein. Was ChatGPT hierzu mein, möge bitte jeder selbst abfragen. Das sind sehr harte Begriffe und ich möchte keinesfalls unterstellen, dass irgendjemand im Gemeinderat an diese gedacht hat, als wir über “Frondienste” diskutierten. Allerdings zeigt es schön auf, wie schnell man durch unbedachte Wortwahl in ein extremes Eck gestellt werden kann.
Am 21. Juni wurde auf ORF im Rahmen der Reihe “Dok 1” der äußerst interessante Beitrag “Bauer unser” ausgestrahlt. Darin wurde auch dargestellt, dass die im Hintergrund agierenden Organisationsstrukturen noch immer sehr stark am feudalen System hängen, womit wir wieder am Anfang sind. An dem Punkt, an welchem sich eine Gruppe über eine andere erhebt und von ihr Dienste einfordert.
In unserem konkreten Fall darf man auch nicht übersehen, dass sich seit 2010 bei den Agrargemeinschaften einiges verändert hat. Insbesondere die Besitzverhältnisse jener Gründe, mit welchen in letzter Zeit sehr freizügig umgegangen wird. Gründe, die landläufig als “Agrargrund” bezeichnet werden, jedoch rechtlich im Eigentum der Gemeinde stehen. Die Gemeinde repräsentiert ALLE Einwohner, nicht nur die “Eingeforsteten”. Und ALLE sind gleich zu behandeln. Niemandem steht es zu, sich über andere zu erheben und von diesen die Erbringung von “unfreier Arbeit” einzufordern.
Aus dem oben erwähnten Beitrag geht auch deutlich hervor, dass die Landwirtschaft ohne Förderungen und Subventionen schon längst nicht mehr lebensfähig ist. Die hierfür notwendigen Steuergelder werden zum überwiegenden Teil jedoch nicht von den Empfängern eingezahlt, sondern von eben jenen, welche – zurück zu unserem lokalen Beispiel – zu den “Nicht-Eingeforsteten” gehören.
Es besteht somit ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis, welches nie vergessen werden darf. Das bewusste Unterscheiden zwischen Gemeindebürger/-innen, egal nach welchen Kriterien, ist ein Spiel mit dem Feuer, welches uns schon einmal in eine Katastrophe geführt hat. Es sät nur Missgunst, Streit und Hass – etwas, was in der Politik gerade eine bedauernswerte Renaissance erlebt.
Wir alle leben im selben Dorf, haben dieselbe Heimat, Natur und Umwelt, um welche wir uns zu kümmern und die wir zu erhalten haben. Das geht nur in einem Miteinander und nicht einem Gegeneinander, was wiederum eine Gleichbehandlung aller voraussetzt.