Am 19. Oktober 2023 lädt die Tiroler Zugspitzarena zu ihrer Vollversammlung ein, zu einem Zeitpunkt, der alle etwas verwundert: 16:00 Uhr – mitten in der Woche, am Nachmittag, zu einer Zeit, zu welcher die arbeitende Gesellschaft keine Zeit hat.
16:00 Uhr ist auch etwas einmalig. Ich habe mir die Mühe gemacht und auf der Homepage des Landes Tirol nachgesehen, wann die anderen Tourismusverbände ihre Versammlungen abhalten: Alle um 19:00 bzw. 19:30 Uhr. Und ich glaube mich zu erinnern, dass auch die letzte Vollversammlung der TZA um diese Uhrzeit angesetzt war.
Warum also diesmal zu so einer Zeit, bei der man davon ausgehen kann/muss, dass eine große Anzahl von Mitgliedern keine Zeit haben wird? Die Tagesordnung gibt nicht viel her, fehlt doch insbesondere ein Punkt, der wirklich alle interessiert hätte: Der Fortbestand des Hallenbades.
Ich spinne einfach mal so in den Raum. Vielleicht hat man im Vorstand und Aufsichtsrat Bedenken, dass die Unruhe, welche die vorläufige Schließung des Hallenbadbetriebes und die diesbezüglichen Ansagen des Obmannes, ausgelöst haben, dazu führen könnte, dass eben diesen Organen die Entlastung versagt werden könnte. Dass die Mitglieder an dieser Stelle ein Machtwort sprechen und sich gegen die übermächtigen Strukturen auflehnen könnten.
Viele von uns, auch ich, bin Zwangsmitglied im Tourismusverband. Ich habe es mir nicht ausgesucht und ich habe auch keine Möglichkeit auszutreten – ohne mein Unternehmen zu schließen. Ich bin nicht mit allem einverstanden, was die TZA macht, weil vieles einfach von oben herab diktiert wird. Einige wenige (man kann sie sich an einer Hand abzählen) schaffen an, bestimmen was passiert und der ganze Rest hat dem zu folgen. Viele tun das aus Eigeninteresse freiwillig, passen sich an und ziehen die Köpfe ein, oder resignieren einfach.
Dem Verband und der Region tut das nicht gut. Wenn einige auf ihrem hohen Ross sitzend ihre Macht ausnutzen und sich wie die neuen Landesfürsten vorkommen, schürt das nur Unmut und züchtet Hass. Miteinander, auf Augenhöhe, aufeinander zugehend – das wäre die zielführende Devise. So könnte gemeinsam etwas geschaffen werden. Warum das nicht möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Trotzdem publiziert die TZA jedes Jahr ein neues Rekordergebnis. Wenn man allerdings etwas genauer hinsieht, speziell in Ehrwald, erkennt man, dass die zweitgrößte Gemeinde des Bezirkes sich in einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sturzflug befindet. Ich erinnere an meinen Beitrag “Wo sind sie geblieben?” Gemeint ist die einst blühende Wirtschaft im Ort, die Restaurants, Gasthäuser, Verkaufsgeschäfte und anderes mehr. Im Unterdorf gibt es so gut wie gar nichts mehr, das ist diesbezüglich tot.
Aufgebaut wurde Ehrwald zu einer Zeit, in welcher es uns wirklich schlecht ging. Wir wurden als Notstandsgebiet geführt, die Zinsen waren deutlich höher als jetzt. Trotzdem hat sich die Gemeinde entschlossen, alle Kräfte zu mobilisieren, um den Tourismus anzukurbeln und zu unterstützen. Das Hallenbad war dazu ein Mosaikstein – ein wichtiger und Initiator für weitere. Damals waren es nicht die großen Hoteliers (die gab es so gut wie nicht). Es waren die kleinen privaten Zimmervermieter, die das alles getragen haben. Von Tourismusverband noch keine Spur.
Jetzt ist es gerade der Tourismusverband und sein Obmann, der sich immer wieder mit Äußerungen zur Schließung des Hallenbades hervorgetan hatte. Jetzt, da alle größeren Hotels ihre eigenen Schwimmbäder haben und das Ehrwalder Hallenbad mehr von der einheimischen Bevölkerung und den verbliebenen Privatzimmervermietern gebraucht wird. Jetzt will man sich dieses Kostenfaktors am liebsten entledigen – nachdem man die Kurtaxe für die Finanzierung der Hallenbadsanierung erhöht hatte. Von der Rücknahme dieser Erhöhung habe ich noch nie etwas gehört.
Den indigenen Ureinwohnern Nordamerikas (Indianer darf man nicht mehr schreiben) wird zugesprochen gesagt zu haben “…er spricht mit gespaltener Zunge…”. Dies kommt mir bei der TZA auch immer wieder so vor: Einmal so und dann doch wieder ganz anders. Eine gerade Linie zum Wohle der Region, ihrer Bevölkerung und deren Gäste – das wäre etwas, was man gemeinsam, auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt und Verständnis verfolgen müsste. Runter vom hohen Ross, mit beiden Beinen auf der Erde, Aug in Aug mit allen Mitgliedern im Sinne eines fairen Miteinander. Das würde uns weiterbringen….
[20.10.2023] … Im Zuge der Nachschau dieser Veranstaltung ist mir folgendes eingefallen: In der Vollversammlung vom 2017 wurde die Erhöhung der Kurtaxe von 2,- auf 3,- € beschlossen. Diese sollte für die Finanzierung von drei konkreten Projekten dienen: 7,9 Mio € für das Hallenbad in Ehrwald, 1,5 Mio € für das Freibad in Lermoos und 1,5 Mio € für einen Almerlebnisweg in Berwang. Rechnen wir mal nach: 7,9 / 10,9 Mio € = 0,725. Somit waren 72,5 Cent für Ehrwald bestimmt – nicht 30 Cent wie Obmann Zoller regelmäßig verkündet.