Es war einmal eine Gemeinde, die den Schritt von einem ärmlichen Dorf in einer offiziellen Notstandregion (ja, so wurde das Ausserfern bis in die 1970’er offiziell geführt – Stichwort Zugfahrt nach Innsbruck mit Notstandstarif um 10,- Schilling) zu einem blühenden und aufstrebenden Tourismusmagnet geschafft hatte. Es gab mehr als 15 Gastwirte, in deren Gaststuben zahlreiche lebende Kapellen spielten. Der Gemeinde ging es so gut, dass große Infrastrukturprojekte wie ein Schulzentrum, ein Eislaufplatz (samt Nationalligameister 1992/93) bis hin zu einer Tennishalle und einem eigenen Schwimmbad geschaffen wurden. Sie war bekannter als eine konkurrierende Gemeinde, welche 1976 Olympische Winterspiele ausrichten durfte.
Doch wie so oft in der Geschichte hieß es auch für diese Gemeinde: Wer hoch steigt, fällt tief. Zuerst in kleinen Schritten, doch jetzt, kurz vor dem Ende in einem beängstigenden Tempo. Ein Betrieb nach dem anderen schließt und verschwindet. Mit ihm Einnahmen für die Gemeinde und ihre Bürger/-innen sowie Unternehmer/-innen. In der Folge verschwinden auch die Gäste – die Lebensgrundlage des Dorfes. Zuerst die Stammgäste, auf die man sich auch in schlechten Zeiten verlassen konnte. Zunehmend hört man die Gäste untereinander reden: “…hier ist nichts mehr los…nächstes Jahr fahren wir nach…”
Diese Gemeinde ist die zweitgrößte im Bezirk, sie war einst auch wirtschaftlich die zweit-/drittstärkste Gemeinde. Letztes Jahr wurde der Gemeindeführung von der Aufsichtsbehörde ein Gigantismusprojekt untersagt, weil sie es sich einfach nicht mehr leisten konnte. Seither rangiert sie am unteren Ende der Finanzkraft-Skala. Diese Gemeinde hat es sogar geschafft, mit einem Gewerbegebiet massive Verluste zu generieren – eine seltene Leistung, für welche man leider keinen Preis gewinnt.
Nein, ich spreche nicht von einem Gallischen Dorf, das sich wacker gegen einen übermächtigen Gegner zur Wehr setzt. Ich spreche von Ehrwald, unserer Heimat, unserem Lebensmittelpunkt, an den nicht nur wir, sondern auch viele unserer Gäste ihr Herz gehängt haben. Unser Dorf, das schon so viel verloren hat und jetzt auch noch das Hallenbad verlieren soll. Doch wie in dem gallischen Dorf, gibt es auch bei uns Widerstand, denn wir wollen und können das nicht einfach so hinnehmen.
Wer erinnert sich noch an die verschwundenen Betriebe, wie beispielsweise:
- (3) Gasthof Wildschütz
- (4) Kaufladen Selb
- (7) Gasthof Bayrischer Hof
- (10) Albert’s Gym
- (14) Hickl’s Dorfstüberl
- (16) Radio Elektro Schennach
- (27) Disco Les Alpes
- (37) Leo’s Lebensmittelhandel
- (48) Tyrolia
- (50) Modeladen Sandy 31
- (56) Cafe Leckner samt Kegelbahn
- (59) Gasthof Gaistaler Hof
Was wird als Nächstes verschwinden? Worauf werden wir und unsere Gäste noch verzichten müssen? Die Karte und Liste könnt ihr hier herunterladen und gerne teilen. Wer noch weitere Betriebe kennt, bitte an mich melden – danke.
Noch haben wir eine kurze Galgenfrist, eine letzte Chance, das Ruder in letzter Sekunde herumzureißen. Das wird aber nicht gelingen, wenn man einfach nur zusieht, wie weitere Betriebe zu sperren – genau das Gegenteil ist gefragt. Ideen und Konzepte, Akzente setzen und aktive Hilfen, damit neue Betriebe aufsperren. Voraussetzungen schaffen, damit neue Unternehmer Geld in die Hand nehmen und neue Arbeitsplätze generieren. Das ist die Aufgabe der Politik – nicht nur verwalten, sondern aktiv gestalten – endlich in die Gänge kommen und etwas tun, nicht nur Ausreden suchen.
Wir haben schon genug verloren – nicht auch noch das Hallenbad – stoppt den Niedergang unserer Gemeinde – jetzt!
Wer weiß, vielleicht führt das Thema Hallenbad uns genau das vor Augen: Dass wir alle im selben Boot sitzen, im selben Dorf leben und nur gemeinsam miteinander überleben können.