In einer internen Sitzung am 7. März 2023 wurde von der TZA und der Gemeindeführung zu Ehrwald das Schicksal des Ehrwalder Hallenbades besiegelt – so schreibt es zumindest die Rundschau in ihrem heutigen Beitrag.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der man jegliche Information seit Jahren verweigert hat, sollen “…mögliche Lösungsvorschläge zur Diskussion gestellt und beschlossen…” worden sein. Das Ergebnis auf den Punkt gebracht formulierte Bgm Markus Köck: “…Es kann nicht sein, dass wir hier öffentliche Gelder ‘versemmeln’…”
Doch was bitte hat man anderes die letzten Jahre getan? Was wurde alles in die Planung einer utopischen Version eines verlustbringenden Hallenbades gesteckt – auf Nimmerwiedersehen. Kolportiert werden alleine 700.000,- € an Planungskosten für ein Konzept, welches der Öffentlichkeit immer vorenthalten wurde. Man hatte nie den Mut, sie zu informieren, dass was im stillen Kämmerchen ausgeheckt wurde, offenzulegen und sich der zu erwartenden Kritik zu stellen. Alle Aufforderungen dies in einer Gemeindeversammlung zu präsentieren, wurden ignoriert und mit allen möglichen Ausreden strikt und rüde abgewiesen – sowohl von der alten als auch der aktuellen Gemeindeführung.
Konstruktive Vorschläge, welche von zwei Gemeinderatsfraktionen eingebracht wurden, wurden nicht einmal angehört bzw. diskutiert – sie passten einfach nicht in das Konzept. Doch welches Konzept gab es denn? Welche Ideen wurden im Detail ausgearbeitet?
Ja, es ist richtig, dass sich der Gemeinderat zu Ehrwald in zwei “geheimen” Sitzungen mit diesem Thema beschäftigen und der ultimativen Forderung seitens der TZA nach einem konkreten Lösungsvorschlag nachkommen sollte. Betonung “sollte”, denn herausgekommen ist nichts. Es wurde nicht einmal ein diesbezüglicher Ausschuss oder zumindest eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Ob das alles Teil eines bereits zuvor festgelegten Masterplans war, entzieht sich unserer Kenntnis. Das muss jeder für sich beantworten.
Was im Artikel von Herrn Reichel so definitiv festgestellt wird, muss sich noch zeigen. Am 21. März 2023 tagt der Gemeinderat zu Ehrwald und soll hier das vorletzte Wort sprechen. Was würde wohl geschehen, wenn die Gemeinderäte diesem Ende ihre Zustimmung verweigern? Wenn sich genügend fänden, die zu ihren Wahlversprechen stehen: “…Ehrwald braucht das Hallenbad…” Wird es dann wieder heißen “…das haben wir nie so gesagt…”?
Wer mit offenen Augen durch Ehrwald geht, die leer stehenden Geschäftsräume betrachtet und sich zurückerinnert, was dort einmal war, muss erkennen, dass sich Ehrwald eindeutig am absteigenden Ast befindet. Wir haben in einer ca. 1/2-stündigen internen Diskussion diesen Versuch gemacht und sind auf 59 Geschäftslokale gestoßen, in denen heute kein wirtschaftliches Leben mehr ist. Darunter 12 Gastrobetriebe (inkl. 2 Cafes), 7 Lebensmittelgeschäfte, 3 Unterhaltungslokale. Zumindest zwei Betriebe werden wohl in den nächsten 1-2 Jahren schließen. Damit verliert die Gemeinde Ehrwald Einnahmen, von denen sie die lebensnotwendige Infrastruktur bezahlen muss. Das alles ist das Ergebnis einer Politik ohne Konzepte und Ideen – einer Politik, welche uns direkt in den Abgrund führt.
Auch die TZA muss endlich realisieren, dass Ehrwald massiv an Attraktivität verloren hat und dass sich immer mehr Gäste ein anderes Urlaubsziel suchen. Die Stammgäste sterben langsam weg und die Jungen kommen nur kurzfristig nach – meist für einen einmaligen Besuch. Man sollte sich fragen, warum das so ist. Warum kommen viele Gäste im nächsten Jahr nicht mehr? So schnell können wir unsere Umwelt gar nicht zerstören (auch wenn sich einige intensiv darum bemühen), sie sollte doch auch noch nächstes Jahr passen. Nein, das ist es nicht – sie kommen nicht mehr, weil bei uns einfach nichts mehr los ist. Das gilt auch für unsere eigene Jugend. Es ist in Ehrwald einfach nichts mehr los und die letzten verbliebenen Betriebe sind entweder überfüllt oder leer. Von einem Extrem ins nächste – binnen weniger Tage, jeder Saisonwechsel das gleiche Spiel.
Das Hallenbad hat hier Symbolcharakter. Es ist ein Teil von Ehrwald, ein liebgewonnener und wichtiger Teil unserer eigenen Identität. Das so einfach aufzugeben haben wir alle nicht verdient. In diesem Sinne fordere ich alle Ehrwalder und Ehrwalderinnen auf, den Gemeinderäten/-innen ihre Meinung zu sagen, sie aufzufordern, sich gegen diesen Trend zu stemmen und ihre Arbeit zu machen – für die Gemeinde und die Bevölkerung.
“I have a dream…” hat schon Martin Luther King jr. am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington gesagt. Er hatte damals etwas gefordert, was für uns heute selbstverständlich ist. Etwas, wofür man damals großen Mut gebraucht hat, um sich öffentlich zu äußern und sich gegen den Mainstream, die vorherrschende Macht, zu stellen. Vielleicht schaffen wir das hier bei uns im Kleinen auch. Es gibt 15 Gemeinderäte – acht müssen sich weigern, bei diesem Trauerspiel mitzumachen. Ich bin einer von ihnen und ich glaube, dass zumindest drei andere meine Meinung teilen. Vielleicht finden zumindest vier andere ebenfalls den Mut, sich dagegenzustemmen und ihre Hand nicht automatisch im Sinne der Lenker und Denker im Hintergrund zu heben.
[09.03.2023] … Wer sich fragt, warum es hier keine Sterne gibt: Die Trolle sind wieder unterwegs und versuchen die Statistiken durcheinander zu bringen. Das Thema ist zu wichtig, um es an Sternen aufzuhängen.