Was wird hier gebaggert?

Dem aufmerksamen Bürger/-in ist nicht entgangen, dass seit einigen Tagen ein Bagger im Bereich Geschiebebecken Gaisbach aktiv ist. Die Gerüchteküche brodelt, was er dort genau macht. Ich bin dem nachgegangen und konnte folgendes in Erfahrung bringen:

Als Folge meiner mehrfachen Anfragen im Zeitraum Mai-Juli 2021 und schließlich der Anzeige vom 21. November 2021 sowie einer Statusmeldung vom 22. März 2022 hat die BH-Reutte reagiert und (soweit ich in Erfahrung bringen konnte) der Gemeinde Ehrwald einen Auftrag zu Bereinigung der illegalen Ablagerungen von mit Streusplitt verunreinigtem Räumgut im Uferbereich des Gaisbaches erteilt.

Der Bagger mitten im Gaisbach, gleich nach der Straßenbrücke, machte mich jedoch erneut stutzig und so habe ich beim Amtsleiter nachgefragt, ob es sich hierbei um Vorarbeiten für die geplanten Schutzmaßnahmen des Ortsteils Weidach (siehe GR-Sitzung vom 5. Oktober 2021) handeln könnte. Dem war nicht so, da diese Arbeiten erst für das Jahr 2023 geplant sind.

Da davon die dort lebenden Biberfamilien betroffen sein werden und diese (samt ihrem Lebensraum) gemäß der EU-Habitatsverordnung streng geschützt sind, habe ich bei der Biberbeauftragten des Bezirkes nachgefragt, ob sie etwas über diese Baggerarbeiten weiß – leider nicht. Dabei erfuhr ich, dass ein (Schutz)Konzept zur (zeitweiligen) Absiedelung der Biber bisher noch nicht erstellt wurde.

Als ich vor Ort (in meiner Eigenschaft als Bergwächter) weitere Aufnahmen machte und die Identität des Baggerfahrers aufnehmen wollte, wurde ich daran gehindert. Daraufhin bat ich die Polizei um Amtshilfe und 1/4 Stunde später traf eine 2-Mann Streife ein.

Kurz zuvor kam auch ein Sachbearbeiter der Landesumweltanwaltschaft hinzu. Er war angereist, um die amtsbekannten Schneeberge zu besichtigen. Auf seinem Weg stellte er fest, dass sich die Eintrübung des Gaisbaches (als Folge der Baggerungen), bis zur Mündung in die Loisach zieht und den Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten beeinträchtigt. Zudem hatte er dabei gleich weitere Umweltsünden im Bereich Holzplatz entdeckt: Müllablagerung in einem Quellfluss und im Hangbereich, Aufschüttung sowie ein Fundamentbau im Moor.

Er war es auch, der die Baggerungen sofort einstellte und die BH-Reutte dazu drängte, sich der Sache anzunehmen. Dem ebenfalls auf den Plan gerufenen Amtsleiter vermittelte er seine tiefe Besorgnis über die angetroffenen Naturschutzverletzungen und fragte, ob bzw. warum die Gemeinde hier nicht schon längst aktiv geworden sei.

Damit drückt er sehr deutlich aus, was in unserer Gemeinde schon seit vielen Jahren Usus ist: Der Natur und Umweltschutz hat einen sehr geringen bis nicht vorhandenen Stellenwert. Etwas, das wir von der Tiroler Bergwacht schon seit vielen Jahren kritisieren und bemängeln, dabei jedoch in aller Regel auf taube Ohren stoßen. Auch auf dieser Homepage wurde das Thema schon mehrfach aufgezeigt.

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