Man könnte auch fragen, Wofür oder Warum brauchen wir diesen Windpark in den Thörlen? Auf der bisher einzigen Veranstaltung wurde das Projekt in den schillerndsten Farben dargestellt – samt Fotos, auf denen die Windräder kaum sichtbar waren (eine bewusst gewählte Einstellung niedriger Kontraste). Dabei wurden auch finanzielle Köder ausgeworfen, um die Bevölkerung einzufangen und um den sprichwörtlichen Finger zu wickeln. Doch dazu am Ende mehr.
Das einzige Argument, welches mir zur Frage Warum einfällt, ist die viel zitierte Produktion von erneuerbarer Energie. Ja, wir müssen alle unseren Beitrag leisten, um irgendwann (laut Politik ca. 2035 bis 40) weg von den fossilen, hin zu erneuerbaren Energieträgern (vielfach als CO2-freie bezeichnet) zu kommen – einfach des Klimas wegen. Das ist nicht nur ein Ziel, sondern eine Notwendigkeit, der ich vorbehaltlos zustimme. Dass man dabei allerdings ohne nachzudenken einem politischen Dogma folgt, welches meines Erachtens blind in seinem Eifer ist und Naturgesetze wie Fakten einfach vom Tisch wischt, das verstehe ich nicht.
Liebe Frau Umweltministerin – in Tirol produzieren ca. 950 Wasserkraftwerke jährlich ca. 1,52 Mrd. kWh Strom aus Wasserkraft. Das versorgt ca. 435.000 Haushalte – wovon es in Tirol jedoch nur ca. 334.096 gibt. Somit produziert Tirol bereits im Überschuss. Im Burgenland hingegen gibt es lediglich 17 Wasserkraftwerke, welche jährlich ca. 0,013 Mrd. kWh Strom produzieren, was für ca. 3.800 Haushalte ausreicht. Das Burgenland verfügt jedoch insgesamt über 130.041 Haushalte. Nach Ihrer Logik, sehr geehrte Frau Bundesminister, müsste das Burgenland schleunigst mit dem Bau von großen Wasserkraftwerken beginnen – am besten stauen wir den Neusiedler See auf, um ihn damit auch gleich vor dem Austrocknen zu bewahren. Eine technische Lösung gibt es garantiert – ob diese sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Andererseits hat das Burgenland zahlreiche Windräder, welche dies ausgleichen. Man erkennt somit, dass es absolut keinen Sinn macht, die Kraftwerke nach dogmatischen Richtlinien zu verteilen, sondern vielmehr nach den örtlichen und räumlichen Gegebenheiten – im Einklang mit Natur und Umwelt.
Aus diesem Grund ist es eine Tatsache, welche sich aus natürlichen Fakten ergibt, dass es in Tirol deutlich mehr Wasserkraftwerke und dafür keine Windräder gibt. Warum also will das Unternehmen “ImWind” unbedingt in Ehrwald einen Windpark errichten? Ein polnisches Sprichwort hierzu lautet:
“Wenn man nicht weiß, worum es geht, geht es immer um’s Geld”
So wird es wohl auch hier sein. Energie ist ein Geschäft – ein wahnsinniges Geschäft mit horrenden Gewinnmargen. Wir alle erleben es seit zwei Jahren sehr schmerzhaft im eigenen Geldbeutel. “ImWind” gibt an, dass sie bereits über 140 Windanlagen gebaut haben. Die 11 Stk. in Ehrwald sollen 110 Mio Euro kosten – somit hat “ImWind” bereits ca. 1,4 Mrd. Euro investiert – binnen 17 Jahren. Nach eigenen Angaben braucht so ein Projekt ca. 10 Jahre bis zur Inbetriebnahme und noch einmal 8-10 Jahre bis es rentabel wird. Damit kommen erst jetzt, 2024, die ersten der 140 Windräder in die grüne Zone des Verdienens. Wie wurden die bisherigen finanziert – 1,4 Mrd. Euro? Für eine Bank hat so ein Windrad sicherheitentechnisch keinen nachhaltigen Wert (es gibt keine Hypothek auf ein Windrad, da es nicht verwertbar ist). Das ist auch der Grund, warum österreichische Banken so etwas nicht finanzieren dürfen (aus Sicht der Europäischen Bankenaufsicht EBA).
Im Wind wurde 2007 gegründet und hat heute ca. 70 Mitarbeiter, super schöne moderne Büros, Hochglanzwerbung uvam. – ja wer 1,4 Mrd. finanzieren kann, darf sich so etwas schon leisten. Nur woher kommen die 1,4 Mrd. Euro? Wer hat das alles finanziert? Und vor allem wie? Offensichtlich gibt es im Hintergrund reichlich (unbekannte) Investoren für die zahlreichen Projekte in Österreich, Deutschland, Italien und Osteuropa.

Aus diesem Grund nenne ich “ImWind” einen internationalen Großinvestor. Was per se nichts Schlechtes ist. Doch was macht so ein internationaler Großinvestor hier bei uns in Ehrwald? Wo die Liste Eins! doch ganz groß auf ihren Werbebroschüren geschrieben hat: “…klares NEIN zu Großinvestoren-Modellen…” und das steht noch heute auf ihrer Homepage.
Einen Investor für das Hallenbad zu suchen, dazu war Liste EINS! nicht in der Lage bzw. bereit – da schon lieber das Bad im Sinne der Hoteliersvereinigung zusperren. Zum Verscherbeln unserer Natur und Umwelt, ja da nimmt man gleich den “erst besten” Großinvestor, der sich anbietet. Sich mal umzusehen, ob es auch andere Interessenten gibt, die ggf. ein kleineres und passenderes Projekt anbieten würden – nein, das kommt nicht infrage. Auch hierfür wird es wohl einen guten Grund geben…
Wozu brauchen wir einen Windpark mit 11 Stk. Windrädern (in der maximal möglichen Größe), die über 40.000 Haushalte versorgen können – nur nicht Ehrwald? Ja – diese Windräder versorgen irgendwen, aber nicht Ehrwald. Die Einspeisung der bei uns produzierten Energie erfolgt in Biberwier und damit ist der Strom auch schon verkauft. Zurück nach Ehrwald kommt er dann erst wieder über den teuren Einkauf zB über das EWR oder einen internationalen Stromhändler. Für unsere Energiesicherheit bringen diese Windräder so gut wie gar nichts – im Falle eines Blackouts sind die Industriebetriebe insb. im benachbarten Allgäu wichtiger als die heimische Bevölkerung (was wir bereits im April 2019 erleben durften).
Aber wir tun damit doch eine gute Tat: Wir sorgen für die Versorgungssicherheit Österreichs, Europas und der Welt. Dafür kann man doch 8 Hektar Wald roden und den Ausbau der Forststraßen zu “Autobahnen” zulassen. Da kommt es auch nicht auf die Tierwelt an. Die Zerstörung eines der letzten Ruhegebiete für uns und sie, abseits von Skipisten und Massentourismus, kann doch nicht so schlimm sein – schließlich haben wir es rundherum doch auch schon getan. Man darf doch nicht immer nur an sich selbst denken – man muss das große Ganze im Blick haben und dafür Opfer bringen. Sind wir Ehrwalder wirklich so sozial – so altruistisch, dass wir zuerst an die anderen denken und dafür auch bereit sind unsere eigene Natur und Umwelt aufzugeben? Leute – das nehme ich Euch nicht ab! So sind wir nicht! Lügen wir uns doch nicht selbst an.
Um die Klimaziele zu erreichen, gibt es zahlreiche andere, bessere Wege. Beispielsweise könnten wir selbst entsprechende PV-Anlagen bauen – jeder auf seinem Dach, an seiner Wand. Zusammen können wir damit einen großen Teil der Haushaltsenergie unseres Dorfes selbst produzieren. Damit kann jeder Einzelne weitgehend unabhängig vom Strompreis werden – ganz ohne Großinvestor. Wir können unsere eigene Energiegemeinschaft gründen, oder ganz einfach der EEG-Lechtal beitreten. Das geht schon heute – nicht erst, wenn “ImWind” die Windräder gebaut hat. Damit können wir die Vorteile schon morgen nutzen – nicht erst in 10 Jahren. Da sind die in Aussicht gestellten 400,- Euro wirkliche 400,- Euro und nicht heiße Luft, die in 10 Jahren nichts mehr wert ist.
Diese PV-Anlagen würden uns gehören. Damit entscheiden wir – jeder für sich selbst – was damit passiert. Nicht ein Großinvestor, der den ganzen Park nach Belieben jederzeit an irgendwen (somit auch einen Hedgefonds – der mit den Heuschrecken) verscherbeln kann. Wir erleben gerade wieder den Zusammenbruch eines solchen Kartenhauses, wo mit viel Geld und guten Kontakten ein Imperium aufgebaut wurde, an dem keiner mehr vorbeikam – bis es in sich zusammen fiel. Jetzt stehen wir alle vor dem Scherbenhaufen und fragen uns, wie so etwas passieren konnte und wie es mit den halbfertigen Rohbauten weitergehen wird.
Es geht um’s Geld und da gibt es keine Rücksicht, da bleiben wir einfach auf der Strecke und der Großinvestor wird uns nicht einmal bedauern. Genauso wenig wie uns die TZA und ihre lokalen Investoren bedauern, wenn es um unser Hallenbad geht.
Noch haben wir Zeit, das Ganze zu verhindern. Noch haben wir Zeit, ein klares “NEIN!” zu sagen. Wenn der Zug erst einmal Fahrt aufnimmt, wird er uns überrollen. Er nimmt keine Rücksicht auf uns, die Natur, unsere Umwelt und die Tiere – dafür ist viel zu viel Geld im Spiel. In einem Spiel, in welchem wir dann nur noch der Ball sein werden – der getreten wird.
Anmerkung: Aus dem Protokoll der 6. Gemeindevorstandssitzung ergibt sich in TOP 8, dass VzBgm. Robert Wilhelm bereits am 11. April 2023 damit beauftragt wurde, sich um die Möglichkeit einer Energiegemeinschaft (Solarenergienutzung) zu kümmern. Diesbezügliche Ergebnisse wurden bis dato nicht bekannt.