Was die Grün-Schwarze Landesregierung in der Landtagssitzung vom Mai 2022 noch abgeschmettert hat, wurde dann mit Jahreswechsel 2022/23 doch noch konkret: In seiner Sitzung vom 14. Dezember 2022 wurde ein Antrag der NEOS für “Ein Gesamtkonzept für die Schwimmflächen in Tirol” einstimmig angenommen. Es folgten vollmundige Ankündigungen und Versprechungen von allen Seiten, doch Ergebnisse fehlten. Nur der sperrige Name wurde geändert in “Die Bäderstudie”, deren Veröffentlichung immer wieder weiter verschoben wurde.
Doch heute war es endlich so weit: Die vielfach erwartete Bäderstudie wurde der Öffentlichkeit vorgestellt. Zunächst um 14:00 Uhr in einem ausgewählten Rahmen (ca. 70 Personen) und ab 16:00 Uhr dann der breiten Öffentlichkeit in Form einer Presse-Konferenz.
Ich hatte eine Einladung für den 14:00 Uhr Termin – zu dem auch Bgm. M. Köck und Bgm. G. Salchner aus Reutte geladen waren. Neben zahlreichen weiteren Bürgermeister der betroffenen Gemeinden waren auch Vertreter der Tourismusverbände und einige Landtagsabgeordnete anwesend.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte LH Mattle das Motto bestehend aus vor:
“Jedes Kind soll schwimmen lernen”
später kam dann noch ein zweites hinzu:
“Hallenbäder gehören zur kommunalen Daseinsvorsorge”
Gerade die zweite Festlegung ist sehr spannend: Der Begriff Daseinsvorsorge umfasst all jene öffentlichen Dienstleistungen, die für unser tägliches Leben besonders wichtig sind und zur Lebensqualität beitragen: Dazu zählen unter anderem Wasserversorgung, Abwasser- und Müllentsorgung, Gesundheits- und soziale Dienstleistungen, öffentlicher Personen-Nahverkehr. Hier hat die Landesregierung dem Betrieb von Hallenbädern den wohl höchsten Stellenwert eingeräumt, der möglich ist. Die Verantwortung dafür hat sie allerdings den Kommunen und somit den Bürgermeistern umgehängt.
Mag. Martin Mayerhofer (Kohl & Partner – Autoren der Bäderstudie) fasste den Inhalt der 250-seitigen Studie zusammen. Die in der Folge wiedergegebenen Bilder stammen aus dieser Präsentation, welche auch auf der Homepage des Landes Tirol abrufbar ist:
- Grundlage für die Wirtschaftlichkeitsanalyse waren die Bilanzzahlen 2023
- Die Analyse basiert auf den aktuell in Betrieb befindlichen Bädern, wobei die dzt. 6 nicht mehr geöffneten Bäder (inkl. Ehrwald) am Rande mit betrachtet wurden
- Es gibt dzt. insgesamt 16 Badeanlagen sowie 4 Thermen in Tirol. Nicht mitberücksichtigt wurden Frei- und Seebäder sowie Hallenbäder in Sportzentren und Schulen sowie Hotels.
- Ausgehend von einer Erreichbarkeit binnen 1/2 Stunde ergeben sich somit in einer Minimalstrategie 10 Bäder, um den Bedarf theoretisch abzudecken. Berücksichtigt man jedoch noch lokale Besonderheiten und den Bedarf des Tourismus, sind es 21 Bäder. Ehrwald ist erst in dieser letzten Ebene mit dabei (ebenso wie das Tannheimertal). Dies resultiert nicht zuletzt aus dem rechnerischen Einzugsgebiet (hier liegt Ehrwald knapp vor Steeg – offensichtlich wurden nur sehr begrenzte Räume angenommen).
- Eine lokale Unterversorgung wurde dem Bereich Imst/Landeck sowie Wörgel bescheinigt. Hier besteht Bedarf an der Errichtung zweier neuen Hallenbäder.
- Ebenso fällt auf, dass der Großraum Innsbruck, basierend auf den Einwohnerzahlen, unterversorgt ist, was dem Hallenbad Axams zugutekommt. Dies schlägt sich insbesondere bei den Schulen nieder, hier gibt es Wartelisten für Schulschwimmveranstaltungen.
- Ein wesentlicher Faktor bei der Analyse waren auch die Auslastungszahlen. Hier wurde ein Grenzwert von 10.000 Eintritte genannt. Ehrwald tauchte in dieser Analyse nicht mehr auf – weil geschlossen.
- In einer Zusammenfassung wurden vier Gruppen genannt, von denen den ersten drei eine gewisse Notwendigkeit zuerkannt wurde:
- Der Trend geht zu überregionalen Badeanlagen, welche damit auch ein größeres Angebot bieten können. Ebenso ist zu beobachten, dass auch in den Hotels die Nachfrage nach Wellnessangeboten rückläufig ist.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass unser Hallenbad in Ehrwald bei dieser Studie auf ganzer Linie durchgefallen ist:
- es fehlt an Einwohnern und Einzugsgebiet
- mit Reutte und Steeg gibt es im Bezirk zwei Konkurrenzbetriebe, die besser dastehen
- das Hallenbad ist bereits geschlossen und konnte somit keine Zahlen liefern, welche positive Aspekte widerspiegeln hätte können
- es fehlte (insbesondere im Vergleich zu anderen betroffenen Gemeinden) an aktivem Einsatz FÜR das Hallenbad von Seiten der Verantwortlichen
Gerade die letzten beiden Punkte wiegen meines Erachtens schwer und sind den Verantwortlichen Bgm. M. Köck und Obmann Th. Zoller direkt und persönlich anzulasten. Ihr aktiver Einsatz beschränkte sich auf das Zusperren und das Erklären, dass wir uns ein Hallenbad einfach nicht mehr leisten können.
Unsere Vorfahren haben sich das Ehrwalder Hallenbad zu einem Zeitpunkt geleistet, zu dem die Zinsen weitaus höher waren und das Außerfern noch als Notstandsgebiet eingestuft war. Zu Zeiten, in denen es uns wesentlich schlechter ging und wesentlich größere Aufgaben (zB. Bau der Kanalisation) anstanden. Den damaligen Vordenkern und “Machern” muss das heute alles lächerlich vorkommen. Doch sie hatten Größe, Phantasie und Durchsetzungskraft, was heute fehlt.
Es gibt noch Chancen für unser Hallenbad und die Präsentation heute hat es deutlich aufgezeigt:
- Hallenbäder gehören zur kommunalen Daseinsvorsorge => es geht nicht um das “Wollen wir es uns leisten”, sondern um “Das müssen wir uns leisten können”.
- Jedes Kind muss schwimmen lernen => das ist die Stärke unseres Hallenbades. Im Gegensatz zur Therme Ehrenberg bietet es die idealen Voraussetzungen dafür.
Gerade der letzte Punkt zeigt allerdings deutlich, wie passiv unser Bgm. M. Köck in dieser Angelegenheit reagiert hat: Nach eigenen Aussagen wurde ihm kurz nach der Angelobung von LH Mattle erklärt, dass es nur ein Hallenbad als Regionalbad im Bezirk Reutte geben wird. “Perfekt – das ist genau, das was auch wir sagen…”, hätte er antworten müssen. “Ehrwald ist das einzige Hallenbad im Bezirk mit entsprechender Ausstattung. Reutte ist eine Therme und damit kein Hallenbad, welches sich für den schulischen Schwimmunterricht eines ganzen Bezirkes eignet.”
Doch das hat unser Bgm. M. Köck nicht getan – er hat den … eingezogen und brav seinem Parteiobmann zugestimmt. Er hat sich meines Erachtens (man möge mir bitte das Gegenteil beweisen) keine Minute gegen das Ansinnen der TZA das Hallenbad aus wirtschaftlichen (oder anderen) Gründen zu schließen gewehrt, sondern sich, wie es sich für einen Parteigänger gehört, gefügt.
So kam es zu der unsäglichen Phalanx, welche bis zur 12. Sitzung des Gemeinderates zu Ehrwald die Schließung des Bades mit aller Kraft vorantrieb und sich erst durch eine Kopfwäsche eines Ex-Bürgermeisters und die demonstrative Kraft der Bevölkerung den Mut verlor, ihre Vorhaben endgültig durchzuziehen. Was folgte, war eine Hinhaltetaktik in Form eines Hallenbad-Gremiums, welches kein Ergebnis liefern durfte, eine Gemeindeversammlung mit sehr zweifelhaftem Inhalt und Ablauf sowie das Warten auf Godot (Bäderstudie genannt). Bis es am 7. Juni 2024 plötzlich zu einer Kehrtwende kam, als sich die beiden Genannten unerwartet und plötzlich FÜR das Hallenbad einsetzten und ein Konzept (eigentlich nur ein paar zusammenkopierte Rohentwürfe) vorlegten. Mit dem deutlichen Hinweis: “…wir waren ja schon immer für den Erhalt des Hallenbades…” und “…nur unserer Arbeit ist es zu verdanken, wenn es doch wieder aufgeht…”.
Ich möchte es deutlich und mit Nachdruck sagen: Dieses Konzept hat im Kern wirklich Hand und Fuß. Dieses Konzept bietet die Chance der Umsetzung und damit den Erhalt unseres Hallenbades. Dieses Konzept folgt den zwei Maximen der heutigen Präsentation im Landhaus:
- Das Hallenbad gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge
- Jedes Kind soll schwimmen lernen
Jetzt sind die beiden Protagonisten gefordert, das zu tun, wofür sie in ihre Ämter gesetzt wurden und bezahlt werden: Zu arbeiten und sich aktiv und nachdrücklich FÜR das Ehrwalder Hallenbad einzusetzen. Und das auch unabhängig von Förderungen des Landes Tirol. Jetzt heißt es Wiedergutmachung zu leisten, für das, was sie bereits “verbockt” haben. Jetzt sind Ideen gefragt, wie man es auch so schaffen kann. So wie es unsere Vorfahren geschafft haben. So wie unsere Region aufgebaut wurde.
Was wir jetzt brauchen ist ein Konzept, zu dem auch das Land Tirol sagt: “Das ist gut, da wollen wir auch dabei sein…”. Nicht als Bittsteller nach Innsbruck zu fahren und um Förderungen betteln, sondern vorzeigen, wie wir das auch so schaffen können. Ich bin mir sicher, diese Schmach würde sich LH Mattle nicht gefallen lassen, wenn wir es alleine schaffen würden.
Ein Beispiel, wie so etwas funktionieren könnte, wurde ebenfalls präsentiert: Das Hallenbad von Rohrbach-Berg in Oberösterreich. Hier wurden alle 37 Gemeinden des Bezirkes zusammen geschweißt und am Ende legte das Land OÖ sogar 2/3 der Kosten auf den Tisch. So etwas könnten auch wir versuchen und gerade mit Reutte eine Symbiose eingehen, als Startpunkt für ein großes regionales Konzept zweier sich ergänzender Bäder.
Über dieses Beispiel werde ich noch einen eigenen Beitrag bringen.
[08.08.2024] … Mit einer eigenen Aussendung an die Vermieter (ohne -Innen) sowie einem Artikel auf der ORF-Tirol Homepage bemüht sich Obmann Th. Zoller festzuhalten, dass es angeblich vom Land Tirol eine separate Finanzierungzusage gibt. Wenn dem wirklich so ist, freut es mich umso mehr. Obiger Beitrag bezieht sich auf die Bäderstudie und das, was über sie am 6.08.2024 im Landhaus vorgestellt wurde. Dabei wurde auch versprochen, dass die Betreiber jene Teile aus der Studie, welche ihre Bäder betreffen, zeitnah im Original erhalten werden. Ich gehe davon aus, dass dies mit gleicher e-mail passiert ist, mit der ich auch die Präsentationsunterlagen erhalten habe (und die oben verlinkt sind). In diesem Sinne fordere ich Bgm. M. Köck und Obmann Th. Zoller auf (sie sind die Adressaten für das Hallenbad Ehrwald) diese Unterlage öffentlich zugänglich zu machen. Zudem erwarte ich mir von Bgm. M. Köck einen ausführlichen Bericht mit Details zu den Verhandlungen/Zusagen vom Land Tirol an die Gemeinderäte, so wie es das Gesetz vorschreibt. Besonders interessant wäre hierbei die Information wie hoch diese Zusagen und wie diese zustande gekommen sind. Wenn es am Ende doch keine Finanzierungsbeteiligung des Landes geben sollte, dann müsste man überprüfen, ob die beiden die Bevölkerung wissentlich und willentlich sowie in böser oder eigennütziger Absicht getäuscht haben. Da wäre dann noch der Ausweg, dass einer der beiden 1,50 Euro aus eigener Tasche auf den Tisch legt und behauptet, die kämen als Finanzierung vom Land Tirol…